Grenze dicht!

HINTERGRUND / KINO

02/11/15 Hätte man 2013, als der 1987 geborene Münchner Filmemacher Matthias Koßmehl „Welcome to Bavaria“ drehte, auch nur im Traum damit gerechnet, dass man zwei Jahre später wieder einen Reisepass werde vorzeigen müssen bei einem Grenzübertritt nach Bayern?

Von Reinhard Kriechbaum

„In Radstadt und in anderen Gemeinden unserer Region leben seit einiger Zeit Menschen, die ihre Heimat wegen Krieg, Terror und Bedrohung verlassen mussten.“ Diese spezifische Thematik geht natürlich auch am Filmfestival Radstadt nicht vorüber. „Um sie und ihre dramatischen Lebensumstände besser zu verstehen und auch aus Solidarität mit ihnen, widmen wir ihnen einen Filmschwerpunkt“, sagt Elisabeth Schneider vom Kulturkreis „Das Zentrum“. Sie programmiert das Filmfestival Radstadt „Wir zeigen aktuelle Filme, die trotz vieler Widrigkeiten, oft auch mit einfachsten Produktionsmitteln, den Menschen im Kampf gegen Terror und Diktatur für ihre Freiheit eine Stimme geben: Charlies Tragödie, Iraqi Odysse, An der Seite der Braut, Mina Walking.“

Einer dieser Filme zum Thema Migration/Immigration ist also „Welcome to Bavaria“. Mit dem 12-Minuten-Film im Stil einer Farce hat Regisseur Matthias Koßmehl bereits auf mehreren Festivals (etwa in Murnau oder bei den Grenzfilmtagen in Selb) Preise einheimsen können.

In der bayerischen Bergidylle werden plötzlich die Grenzen geschlossen und man führt Kontrollen ein. Der Grund ist die nicht abreißende Flüchtlingswelle aus Afrika. Der junge Grenzer Bernie muss daraufhin einen Grenzposten mitten im Nirgendwo bewachen. Doch eines Nachts passiert, womit so wirklich eigentlich niemand gerechnet hätte, Bernie steht tatsächlich einem afrikanischen Flüchtling gegenüber.

Vor zwei Jahren, als dieser Film entstand, galt noch das ferne Lampedusa als Hotspot der Afrika- Immigration. Dass sich die Lage einmal mit Syrern vor Freilassing zuspitzen würde, daran dachte niemand. „Immigration im Amigoland! Das Dauer-Thema in einer schön separatistischer Mia san mia!-Polemik“, hieß es über den Film in einer deutschen Zeitung.

Die Aussage des bayerischen Innenministers (schon damals!) und politische Maßnahmen in Dänemark hätten den Plan zum Film reifen lassen, erzählt der Filmemacher. Im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit ist der bei aller Krassheit verblüffend hellsichtige Film entstanden. Er ist am Mittwoch (4.11.) am Eröffnungsabend des Filmfestivals Radstadt und dann noch einmal am Samstag (7.11.) dort zu sehen.

Mehr zum Film: www.welcometobavaria-film.de
14. Filmfestival Radstadt, 4. bis 7. November – www.daszentrum.at

Bild: www.welcometobavaria-film.de

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