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Abspann läuft

HINTERGUND / SCHLIESSUNG ELMO KINO

24/09/12 Im Elmo Kino lief gestern Sonntag nach 62 Jahren Kinobetrieb in der St. Julien Straße mit „Das Bourne Vermächtnis“ der letzte Film. Heute Montag (25.9.) sprach Kinobesitzer Ferdinand Morawetz über die Hintergründe der Schließung.

Von Heidemarie Klabacher

„Wir haben nicht 18 Leinwände und wir sind auch von der Ausstattung her kein neues Kino. Doch die Großkinos werden von den Verleihen bevorzugt. Wir mussten schauen, dass wir überhaupt die Filme bekommen“, so Ferdinand Morawetz, der Besitzer des Elmo Kinos.

Die Digitalisierung nur eines Saales koste um die einhunderttausend Euro. „Und auch da sind die Großkonzerne bevorzugt: Die Kleinen zahlen mehr für eine Anlage, als wenn ein Großkonzern tausend Leinwände kauft“. Der nächste Schritt nach der Digitalisierung – verbunden mit dem nächsten technischen Update - sei dann der Empfang von Filmdateien via Satellit... Aber es liegt nicht nur an der modernen Technik, die für viele Voraussetzung für „Filmgenuss“ zu sein scheint: Tatsächlich strebten immer mehr Menschen weg von den reinen Kinos hin in die Cineplexxe, in denen es neben dem Kino auch noch fünfzig andere Möglichkeiten zur Unterhaltung gebe, so Ferdinand Morawetz. „Ich habe nichts dagegen. Ich bin froh, wenn die Menschen ins Kino gehen. Aber Salzburg hat zwei Cineplexxe. Graz hat drei – aber auch eine ganz andere Einwohnerzahl.“

Ferdinand Morawetz, der nach wie vor in zahlreichen Film-Gremien und Kommissionen sitzt und 18 Jahre lang Geschäftsführer von Walt Disney Österreich war, habe, wie er heute Montag (25.9.) bei einer Pressekonferenz im Elmo Kino erzählte, „nie vom Elmo Kino leben müssen“, darum habe er jahrelang schauen können, "wie lange halte ich noch durch?“ Daher habe er auch vor wenigen Jahren noch einen Saal „fußfrei“ machen, das Café renovieren und zwei Säle digitalisieren lassen. Nur um zu schauen: „Bringt das noch was?“ Der Besucherschwund sei dennoch nicht aufzuhalten gewesen. „30.000 Besucher im Jahr sind zu wenig, um zu überleben.“ Sitzen dreißig Besucher in der Vorstellung, seien die Stromkosten höher als der Gewinn aus dem Kartenverkauf.

Ausschlaggebend für die endgültige Entscheidung zur Schließung sei aber „die Situation mit Bürgermeister Schaden und Stadtrat Padutsch“ gewesen, betont Ferdinand Morawetz. Angefangen beim plötzlichen Links-Abbiegeverbot nach vierzig Jahren vor dem Kino, bis hin zur Tatsache, dass der gleiche Film, wenn er im „Das Kino“ läuft, gefördert wird und im „Elmo“ nicht;  „Das sehe ich nicht ein.“ Erst als die Cineplexxe in Salzburg eingerichtet waren, sei in Salzburg die Vergnügungssteuer für Kinobetreiber gefallen, so Morawetz. Stünde ihm das Geld, das er als „Vergnügungssteuer“ an die Stadt gezahlt habe zur Verfügung, „könnte ich heute locker umbauen.“

Ganz besonders trifft den Kinobetreiber, dass weder die Stadt Salzburg noch das Filmkulturzentrum „Das Kino“ je auf ihn zugegangen seien, als es darum ging, eine neue Bleibe für „Das Kino“ zu finden. Immerhin liegt das Elmo Kino an der St. Julien Straße „nur ein paar hundert Meter weiter Salzach abwärts, ebenfalls an einer Salzachbrücke“. Er wäre „sehr gesprächsbereit gewesen“, ihm sei aber immer das Gefühl vermittelt worden, „die Elisabeth-Vorstadt gehört nicht zur Stadt“. Überhaupt habe die Filmkultur in Salzburg nicht den Stellenwert, wie etwa in Wien.

Jetzt also das - endgültige - Aus für das legendäre Kino? Sein Vater habe zunächst Filme wie „Hallo, Dienstmann“ produziert und 1947 „aus den Ziegeln des alten Hotel Europa“ das Elmo Kino in der St. Julien-Straße errichtet, erzählte Ferdinand Morawetz. „Meine Mutter hieß Elisabeth, mein Vater, dessen Namen sie bei der Heirat angenommen hat, eben Morawetz. Aus den Anfangssilben wurde der Namen ‚Elmo Kino’.“ Er selber sei also ein Kino-Kind gewesen, wollte aber nie Kino machen. Und heute falle es ihm enorm schwer - und es habe ihm auch einige schlaflose Nächte bereitet - „das Kino, das die Eltern aufgebaut haben, zu schließen“, so der Dreiundsechzigjährige, der es gestern Sonntag (24.9.) nicht übers Herz gebracht habe, „die Abschiedsvorstellung zu besuchen“.

Die Hoffnung auf ein Wunder gibt Ferdinand Morawetz noch nicht auf: „Sollte ein Immobilienmakler daherkommen, der in das Gebäude investieren will, und gleichzeitig die Stadt Salzburg, um hier etwa „Das Kino“ weiterzubetreiben“ – er würde sich für das Kino entscheiden, so Morawetz. „Ich werde auch nicht morgen schon die Sessel herausreißen.“

Bilder: dpk-klaba
Über die Geschichte des Elmo Kino Vom Kino-Epizentrum zum Nischenkino


 

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