Aus Texas ins Geisterreich

HINTERGRUND / NACHT DER PROGRAMMKINOS

23/01/20 Vor wenigen Wochen hat wieder eines dieser kleinen, feinen, auch mit dem Hauch der Nostalgie umgebenen Kinos zugesperrt: Das Wiener Bellaria Kino. Die gute Botschaft: Es gibt fünfzehn Kinos in Österreich, die nach wie vor dem Mainstream trotzen. Mit der Nacht der Programmkinos morgen Freitag (24.1.) betreiben sie Imagepflege.

Von Reinhard Kriechbaum

Programmkinos – im englischen Sprachraum: Arthouse – entstanden gegen Ende der 1920er Jahre an der Ostküste der Vereinigten Staaten. Oft gingen sie aus nichtkommerziellen Filmklubs hervor. Um 1960 gab es dort etwa fünfhundert derartige Einrichtungen. Fünfzehn also in Österreich, sieben davon in Wien. In Salzburg gibt es nur eines, Das Kino am Giselakai, das als Außenstelle auch das Oval im Europark programmiert. Dazu ist aber anzumerken, dass unterdessen in den Bezirken die lokalen Kulturvereinigungen sehr ambitioniert auch die Agenden der Qualitätsfilms wahrnehmen, vom Zentrum in Radstadt bis zur Lungauer Kulturvereinigung. Das Cineteatro in Neukirchen am Großvenediger hat derzeit wegen Umbaus und inhaltlicher neuausrichtung leider keinen Betrieb, aber gerade an diesem Wochenende (24.-26.1.) finden dort im Kammerlanderstall zum vierten Mal Bauern-Film-Tage statt. Ein Beispiel nur für ein sehr waches Interesse am Qualitätsfilm.

Das Kino in Salzburg beteiligt sich natürlich ebenfalls an der jedes Jahr bei freiem Eintritt angebotenen Nacht der Programmkinos. „Das Kino ist einer der letzten Orte konzentrierter Aufmerksamkeit“, betont man dort. „Hier entsteht tagtäglich ein Gemeinschaftserlebnis, das seit mehr als hundert Jahren die Magie des Kinos ausmacht.“ Den Programmkinos komme besondere Bedeutung zu als Orte der Begegnung und der Auseinandersetzung. Kino-Leiterin Renate Wurm: „Sie strukturieren das immer größer werdende Filmangebot. Die neuesten Filme der wichtigsten europäischen FilmautorInnen haben hier ebenso ihren Platz, wie herausragende Beispiele des Weltkinos und – in besonderem Ausmaß – das österreichische Filmschaffen.“ Deshalb seien Programmkinos „die wichtigste Brücke zum Publikum“.

In Salzburg nutzt man die Nacht der Programmkinos, um eine neue Filmreihe vorzustellen, My Favorite Movie. Jeden Monat werden Filmexperten, Filmschaffende und Filmbegeisterte ihren ganz persönlichen Lieblingsfilm präsentieren. Zum Auftakt wurde der Ö1-Filmredakteur Arnold Schnötzinger eingeladen. Er hat in Salzburg Kommunikationswissenschaften studiert. Sein Lieblingsfilm Paris Texas mit Harry Dean Stanton und Nastassja Kinski war der größte Erfolg von Wim Wenders und wurde mit der „Goldenen Palme“ von Cannes ausgezeichnet.

Mit diesem Roadmovie-Klassiker geht es also los (19.30 Uhr). Um 22.30 Uhr folgt der im Vorjahr entstandene irisch/belgische Film Extra Ordinary, Publikumsliebling beim /slash-Festival des fantastischen Films in Wien 2019. Fahrlehrerin Rose wünscht sich ein ganz gewöhnliches Leben, ihre übernatürlichen Fähigkeiten haben das allerdings bisher verhindert. Also macht sie Schluss mit der Geister- und Dämonenjagd, jedoch nur bis ein alternder Rockstar, der es auf die Teenagertochter ihres Verehrers Martin abgesehen hat, einen Deal mit dem Teufel eingeht. Rose aktiviert alle ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, um dem satanischen Treiben Einhalt zu gebieten. Die schrullige Horrorkomödie des irischen Regieduos Mike Ahern und Enda Loughman ist beseelt von famosen Figuren.

Die Nacht der Programmkinos, Freitag (24.1.), ab 19.30 im Salzburger Filmkulturzentrum Das Kino. Eintritt frei – www.daskino.at
Bilder: Das Kino