Etwas verstehen über mich und die Welt

HOCHSCHULWOCHEN / LARS EIDINGER

04/08/22 „Wir sollten nicht voreilig sagen: Ich glaube nicht.“ So der Jedermann-Darsteller Lars Eidinger am Mittwoch (3.8.) bei einem Künstlergespräch im Rahmen der Salzburger Hochschulwochen.

Er sei zwar aus der Kirche ausgetreten, verriet der Schauspieler. Aber der Jedermann konfrontiere den Menschen existenziell mit der Gottesfrage. Die Fragen, die in dem Stück aufgeworfen werden, seien nicht erledigt. Auch solle man es sich nicht zu leicht machen mit der Frage nach dem Gottesglauben. Ihn fasziniere in dem Zusammenhang ein Satz des deutschen Schriftstellers Simon Strauß, der gesagt habe, es verbiete sich für einen Intellektuellen, nicht an Gott zu glauben.

Religion sei tief im Menschen verwurzelt und hänge eng mit der Frage zusammen, „wer wir eigentlich sind“, so Lars Eidinger in dem von Tina Heine moderierten Gespräch. Die Aktualität des Jedermann zeige sich darüber hinaus auch in dem Spiegel, der der Gesellschaft vorgehalten wird – nicht zuletzt darin, dass ausgerechnet große Marken wie Rolex oder Audi die Festspiele und damit auch den Jedermann sponsern. Er spiele diese Rolle jedoch nicht, um andere zu belehren oder Botschaften zu formulieren, sondern „als reinen Selbstzweck: Ich will etwas verstehen über mich und die Welt.“

Der Tod ängstige ihn nicht, so Eidinger weiter. Ein ewiges Leben bzw. Unsterblichkeit erscheinen dem Schauspieler daher auch als nicht erstrebenswert: „Ich finde das menschliche Dasein ziemlich erbärmlich, klein und traurig, und ich wundere mich, dass sich Menschen so krampfhaft ans Leben klammern.“ Er habe entsprechend auch keine Hoffnungen im Blick auf eine gesellschaftliche Veränderung durch seine eigene Generation: „Ich glaube nicht an den Menschen, aber hoffe auf die junge Generation.“ (HSW / KAP)

Die Salzburger Hochschulwochen dauern bis 7. August – www.salzburger-hochschulwochen.at
Bild: HSW / Henning Klingen