Goldenes Händchen für den Wert der Kunst

IM PORTRÄT / THADDÄUS ROPAC

09/08/21 Ein Jahr im Atelier von Joseph Beuys hat zwar nicht – wie ursprünglich erhofft – einen Künstler aus Thaddaeus Ropac gemacht, aber dennoch den Grundstein für eine fast beispiellose Karriere als Galerist gelegt. – Ropac wurde dieser Tage mit dem Ring der Stadt Salzburg geehrt.

Die Sache mit Joseph Beuys ging wohl unerwartet aus für den 1960 in Klagenfurt geborenen Ropac. In Lienz hatte er ein Lehre als l ausgebildete Einzelhandelskaufmann absolviert, aber er wollte Künstler werden. Schon 1979 hatte er begonnen beim Kärntner Bildhauer Karl Prantl Skulpturen aus Stein zu bearbeiten, ging dann zu Beuys – und der riet ihm von einer Künstlerlaufbahn ab.

Aber im Umfeld des international arrivierten Avantgardisten Joseph Beuys schloß der blutjunge Thaddäus Ropac jene Kontakte zu aufstrebenden Künstlern, die bald selbst in der ersten Reihe der Bildenden Kunst standen und die er in seinen Galerien ausstellte. 1881, also als erst 21jähriger, eröffnete er seine erste Galerie in Lienz, bald drauf in Salzburg. „Als Andy Warhol 1984 in meine Mini-Galerie nach Salzburg gekommen ist, war er entsetzt. Meine erste Galerie in der Kaigasse 40 war wirklich provinziell, ich habe mir nicht einmal passende Rahmen leisten können. Auch Joseph Beuys, der meinen Lebensweg so nachhaltig beeinflusst hat, rümpfte die Nase. Ich war wirklich künstlerischer Underground. Ich habe damals so gut wie nichts verkauft. Aber wichtige Leute waren da.“ Das vertraute Ropac der APA anlässlich des 25-Jahre-Jubiläums seiner Salzburger Galerie an.

Seit 1989 ist die Villa Kast neben der Universität Mozarteum das Ropac'sche Stammhaus.

1990 schon folgte eine Galerie im Zentrum von Paris, sowie dort seit 2005 eine Erweiterung in Paris-Pantin. Er realisierte auch (ab 2017) eine Erweiterung der Galerie in London (Ely House). Als Wohnsitz dient Thaddäus Ropac das Schloss Emslieb bei Hellbrunn.

Das britische Magazin ArtReview gibt so etwas wie die Bestenliste von Menschen der internationalen Kunstwelt heraus, und da ist Ropac als Galerist moderner Kunst seit 2002 bei den besten hundert – das ist nicht nichts. Wie wird man als ehemaliger Kaufmannslehrling in Lienz zu einem der maßgeblichen europäischen Galeristen? Die frühen Kontaklte waren wichtig, der Sinn für Qualität. Schon in den frühen Galerie-Jahren stellte er Alfred Klinkan, Maria Lassnig, Günter Brus, Gunter Damisch, Oswald Oberhuber, Herbert Brandl, Brigitte Kowanz, Siegfried Anzinger, Franz Graf, Hans Steininger, Hubert Scheibl, Günther Selichar, Walter Obholzer, Edgar Tezak, Tone Fink und Hubert Schmalix aus. Auch Andy Warhol, Keith Haring und Tony Cragg, natürlich auch Beuys waren schon in den 1980er Jahren dabei. Die Kontakte, die Verlässlichkeit über Jahrzehnte machten sich ebenso bezahlt wie Ropac' Sinn für Entwicklungen auf dem Kunstmarkt. Ihm diesbezüglich ein "goldenes Händchen" zu bestätigen, wäre eine maßlose Untertreibung. Mit den Preisen geht's ja oft mit dem Tod eines Künstlers steil bergauf. So sicherte sich Ropac die Nachlässe von Künstlern, wie von Andy Warhol, Joseph Beuys, Robert Rauschenberg, Robert Mapplethorpe, Jean-Michel Basquiat, Elaine Sturtevant oder Harun Farocki. Mit manchen handelt er nach wie vor exklusiv.

Als „Überzeugungstäter“ wurde Ropac in einem lobesamen Beitrag in der Kunstzeitschrift Art bezeichnet – und damit seine Fähigkeit zum Netzwerken. „Die Galerie ist im Kunsthandel sowohl im primären Kunstmarkt (Direktverkauf von Künstlern über Galerien) als auch im sekundären Kunstmarkt (Weiterverkauf von Privatkunden, Auktionen) aktiv“, kann man in Wikipedia über Ropac' Geschäftsfelder lesen. „Darüber hinaus erfüllt die Galerie als Berater bei Sammlungsankäufen für Museen und öffentliche Institutionen, sowie für Unternehmens- und Privatsammlungen, eine kuratorische Funktion.“

Bürgermeister Harald Preuner überreichte am 6. August den Ring der Stadt Salzburg an Thaddaeus Ropac und damit „die wohl persönlichste Auszeichnung der Stadt, mit der wir herzlich für Ihre Verdienste um Salzburg danken“, wie er sagte. Man würdige damit die „weltweit sichtbare Verankerung der zeitgenössischen bildenden Kunst“ in Salzburg. Und natürlich auch Ropac' Einsatz für etwa für den Fortbestand der Osterfestspiele, für die Restaurierung der Kollegienkirche, die Umsiedlung des Anselm Kiefer Kunstwerks im Furtwänglerpark und großzügige Schenkungen an das MdM. Ropac hatte und hat seine Finger ja oft im Spiel, etwa als Präsident des künstlerischen Beirats der Salzburg Foundation. Als Festspielgast sieht man ihn fast allabendlich, und da ist er nicht immer „berufsbedingt“ mit Kunden unteregs. Er war auch Jurymitglied des „Young Directors Project“ der Salzburger Festspiele. (InfoZ/dpk-krie)  

Bild: Stadt Salzburg / Alexander Killer