Hartinger jun. folgt auf Hartinger sen.

IM PORTRÄT / VIRGIL HARTINGER

30/10/19 43 Jahre lang hat Albert Hartinger die Salzburger Bachgesellschaft geleitet. Von einem Generationenwechsel ist seit Jahren die Rede, nun wurde, wie es in einer Aussendung der Bachgesellschaft heißt, „der Vorstand komplett neu aufgestellt“. Virgil Hartinger, Sohn des Gründers, ist neuer künstlerischer Leiter.

Virgil Hartinger ist genau so alt wie die Salzburger Bachgesellschaft, nämlich 43 Jahre. Der Tenor, der am Mozarteum in Salzburg und an der Eastman School of Music, NY, studierte, ist international vor allem als Konzertsänger tätig, hat aber auch einige Opernrollen verkörpert. So sang er beispielsweise den Belmonte (Entführung), die Titelrolle in Monteverdis L’Orfeo, den Pinkerton in Madama Butterfly, den Pylades in Glucks Iphigenie en Tauride, den Arbace in Idomeneo mit Thomas Hengelbrock in Baden-Baden und im Barbican Centre in London und Cirene in Giocasta von Johann Hugo Wilderer an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf. Vor allem aber ist er als Evangelist der Bach-Passionen und in anderen Oratorienpartien gefragt. Virgil Hartinger war und ist Gast bei vielen Festivals Alter Musik.

Was hat er nun als neuer Leiter der Bachgesellschaft vor? Monteverdis Oper L’Orfeo ist ihm nicht zuletzt deshalb ein Anliegen, weil die Aufführung dieser Oper in Salzburg im frühen 17. Jahrhundert die erste Opernaufführung nördlich der Alpen war. Hartinger denkt an historische Spielorte – den Carabinierisaal der Residenz und das Steintheater in Hellbrunn.

Als ein weiteres Projekt schwebt Virgil Hartinger „Paris Lodron 400“ vor. Der Fürsterzbischof Paris Lodron soll in musikalischer und kunsthistorischer Form geehrt werden. Die Bachgesellschaft hat bereits einen Festakt zum 400. Jahrestag der Wahl Paris Lodrons zum Fürsterzbischof angeregt und konzipiert.

Ein Anliegen sind Vorgil Hartinger auch Aufführungen an historischen Orten der Salzburger Musikgeschichte und in den bayrischen Grenzbezirken „Salzburg war gerade im 18. Jahrhundert ein Zentrum der musikalischen Ausbildung und zog viele talentierte Komponisten aus dem gesamten deutschen Sprachraum aber auch aus der näheren Umgebung an“, erklärt Hartinger. „Ihre Werke sollen in diesen Konzerten wieder erklingen.“

Hartinger hofft auf Aufnahmen, um Konzerte der Bachgesellschaft dauerhaft zu dokumentieren. Verstärkt will er auch Jugendkonzerte in den Salzburger Landbezirken anbieten, beispielsweise in den Burgen Mauterndorf im Lungau und Werfen (Pongau).

Die Zusammenarbeit mit der Universität Mozarteum, dem Musikum, dem Salzburg Museum und dem Domquartier möchte Virgil Hartinger verstärken. Auch im Management der Bachgesellschaft soll sich einiges ändern – dieses Ziel hat sich der neue Vorstand gesetzt. Das Betriebsbüro soll aufgewertet werden, „um den Anforderungen der neuen Medien und Vertriebskanäle gerecht zu werden“, heißt es in der Aussendung. Dafür hat man Leute mit Marketing-Erfahrung in den Vorstand geholt: Kassierin ist Marlies Luger, eine „begeisterte Konzertbesucherin und Musikliebhaberin“, die im Vertrieb- und Marketingbereich viele Jahre für den Salzburger Flughafen arbeitete. Gunter Mackinger, der neue Schriftführer, hart sich als Manager und Sanierer von öffentlichen Verkehrsbetrieben einen Namen gemacht. Der Eisenbahnfan will seine wirtschaftliche Kompetenz nun auch für die Bachgesellschaft einsetzen. Albert Hartinger ist als Ehrenvorsitzender weiterhin im Vorstand. (Bachgesellschaft/dpk-krie)

Bild: Bachgesellschaft / Ursula Lindenbauer