Vom Auf und Ab eines Kinobesitzers

IM PORTRÄT / KURT GIEBISCH

12/01/18 Über Jahrzehnte hat Kurt Giebisch, der morgen Mittwoch (17.1.) 75 Jahre alt wird, um das Weiterleben des Mozartkinos gekämpft. Nicht immer glücklich, aber nach einjähriger Pause konnte es im Herbst 2014 doch wieder den Betrieb aufnehmen. Es ist eines der ältesten Kinos in Europa überhaupt.

Von Reinhard Kriechbaum

Als Jugendlicher hat Kurt Giebisch noch gloriose Zeiten miterlebt in jenem Kino, das seit 1910 im Besitz seiner Familie stand: Zur Premiere von „Sissi" strömten im Jahr 1956 die Salzburger in die Säle des Mozartkinos. Nicht allein wegen des Filmes – sondern wegen Romy Schneider, die persönlich zur Premiere ihres Films erschienen war. Sie verbrachte die Nacht im Zimmer 323 des Hotels Kasererbräu. Das handbemalte Bett, in dem sie geschlafen hat, steht unverändert im Zimmer am Ende des Flures. Auch Luis Trenker ließ es sich nicht nehmen, zur Salzburg-Premiere seines Films „Sein bester Freund“ im Dezember 1962 ins Mozartkino zu kommen. Die Zimmernummer scheint nicht mehr bekannt zu sein, jedenfalls verrät sie die Website nicht. Dafür jene von Maria Schell: Sie schlief im Zimmer 324.

Zur Premiere von „Traumland der Sehnsucht“ im Jahr 1961 war die griechische Königin Friederike gemeinsam mit ihrer Tochter Sophia und Juan Carlos (dem zukünftigen Königspaar von Spanien) zu Gast im Mozartkino. Die Bilder hängen wie jene anderer prominenter Besucher in der Lobby des Mozartkinos. Damals machte Kurt Giebisch gerade Matura. Seine Leidenschaft fürs Kino, das seit jeher ans Hotel angeschlossen war, ist nur zu verständlich. Seit seinem 18. Lebensjahr hat Kurt Giebisch, Absolvent der Hotelfachschule, in seinem Elternbetrieb gearbeitet. 1979 übernahm er die Geschäftsführung vom Altstadthotel Kasererbräu und vom Mozartkino, die seit 1984 in seinem Besitz sind.

1987, als die Wegweiser auf größere Kinocenter standen, hat Giebisch auch das Mozartkino entsprechend modernisiert. Damals wurden Überreste römischer Mauern gefunden, die heute an der linken Seite des Kinosaals 2 sichtbar sind. Deshalb heißt es „Römerkino“. Und wegen des ehemals an der Stelle befindlichen Asklepios-Tempels aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus steht dieser Bereich des Gebäudes unter Denkmalschutz.

Die Zeiten änderten sich rasch. Hatte früher das Kino den Hotelbetrieb gestärkt, so war es aufgrund des wirtschaftlichen Wandels bald umgekehrt: Daher wurde 2007/2008 abermals umgebaut und das ehemalige Studiokino musste weichen. Kino und Hoteleingang wurden zusammen gelegt, um wirtschaftlicher arbeiten zu können. Der Empfangsbereich ist seither Hotelrezeption, Bar und Kinokasse in einem.

Nostalgische Gefühle bedeuten wenig, wenn die Technik sich weiter entwickelt. Den interimistischen Todesstoß im Sommer 2013 hat dem Mozartkino gar nicht so sehr die Konkurrenz durch die großen Kinozentren zugefügt, sondern die Änderung der technischen Voraussetzungen: Digitale Projektoren statt der 35mm-Geräte wären nötig gewesen, um aktuelle Filme überhaupt spielen zu können. Das Geld schien damals nicht aufzubringen. Eine rückwirkende Streichung von Subventionen für die Vorführung künstlerisch wertvoller Filme durch das Land war schließlich unmittelbarer Anlass, den Kinobetrieb einzustellen. Erst 15 Monate später ist es dann doch gelungen, nachzurüsten: Die Investition für die digitale Anlage – rund 100.000 Euro – wurde zum Großteil vom Hotel Kasererbräu getragen und zu dreißig Prozent vom Land Salzburg.

Zwischen Arthouse und Blockbustern fahren Kurt Giebisch und Geschäftsführer Alexander Krammer seit der Wiedereröffnung am 7. November 2014 ein ausgewogenes Programm. „Es konzentriert sich vorwiegend auf kulturell wertvolle Filme – etwa Arthouse, oder Historienfilme“, sagte damals Alexander Krammer zum DrehPunktKultur. Blockbuster würden „gut ausgewählt“.

Kurt Giebisch kann jedenfalls zum Fünfundsiebziger auf ein derzeit praktikabel laufendes Traditionsunternehmen blicken, das vor ihm seine Großmutter Maria Stubhan und seine Mutter Gertrude Ruckser-Giebisch leiteten.

Am 75. Geburtstag von Kurt Giebisch - Mittwoch (17.1.) - gilt „der verkehrte 75iger“: 5,7 Euro Eintritt inklusive einem Glas Prosecco – www.mozartkino.at
Bilder: Mozartkino