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Polarisierender Nach- und Vorausdenker

IM PORTRÄT / BYUNG-CHUL HAN

22/11/16 Der Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung 2016 geht an Byung-Chul Han. Der Philosoph, Autor und Essayist lehrt Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

Es werde eine Persönlichkeit gewürdigt, „die dem Nachdenken über Grundsatzfragen unserer Gesellschaft und Wirtschaft gebührend Aufmerksamkeit schenkt“, so die Jury. In Publikationen wie „Müdigkeitsgesellschaft“, „Transparenzgesellschaft“, „Psychopolitik“ oder „Die Austreibung des Anderen“ stellt der 1959 in Seoul (Südkorea) geborene Byung-Chul Han entscheidende Fragen über die technologische Vereinnahmung des Menschen und die Unterwerfung unter das Diktat des Ökonomismus.

Der Wissenschafter studierte in seiner Heimat erst Metallurgie und entschloss sich dann, in Freiburg im Breisgau und München Philosophie, deutschsprachige Literatur und katholische Theologie zu studieren. Er beschäftigt sich mit der Gefährdung von Freiheit und Demokratie und dem Versagen der Politik im Wettstreit mit anderen Machtgruppen. Der scharfsinnige Kulturkritiker verknüpfe als kritischer Beobachter die großen gesellschaftlichen Fragen nach Freiheit, Glück und Sinn „mit den scheinbar banalen Dingen unseres alltäglichen Lebens“, so Landesrätin Martina Berthold, die den Landespreis überreichen wird.

In der Jury-Begründung heißt es: „Der koreanisch-deutsche Philosoph hat in den letzten Jahren eine neue Form des philosophischen Nach- und Vorausdenkens entwickelt und damit breite Aufmerksamkeit gefunden. Byung-Chul Han polarisiert. Dies vor allem, weil es ihm gelingt, brisante Themen der Zeit pointiert und anregend auf den Punkt zu bringen. Das führt immer wieder auch zu Unschärfen, gibt Raum für Einspruch und Widerspruch, sichert aber – und das ist hoch zu veranschlagen – der Philosophie den ihr gebührenden Stellenwert im gesellschaftlichen Diskurs.“

Byung-Chul Han erinnere daran, dass wir uns der Anstrengung eigenständigen Denkens unterziehen müssen, und „diese nicht delegieren dürfen, um uns stattdessen den Verführungen des Konsumierens hinzugeben.“

Der mit 7.500 Euro dotierte Salzburger Landespreis für Zukunftsforschung wird auf Vorschlag des Kuratoriums der Robert-Jungk-Stiftung alle drei Jahre von der Salzburger Landesregierung vergeben. Dier Auszeichnung wurde 1993, anlässlich des 80. Geburtstags von Robert Jungk, ins Leben gerufen. Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger waren Robert Jungk (1993), Dorothee Sölle (1996), Jakob von Uexküll (1999), Luise Gubitzer (2002), Franz-Josef-Radermacher (2005), Jean Ziegler (2008), Marianne Gronemeyer (2011) und Elmar Altvater (2013). (Landeskorrespondenz/dpk-krie)

Der Preis wird von Landesrätin Martina Berthold und Klaus Firlei, Präsident des Kuratoriums der Robert-Jungk-Stiftung, morgen Mittwoch (23.11.) um 19 Uhr im ORF-Landesstudio Salzburg überreicht.
Bild: LMZ / S. Fischer-Verlag

 

 

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