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Einst eine „Kleinkinder-Bewahranstalt“

HINTERGRUND / WELTKULTURERBE / BIERJODLGASSE

30/06/16 Wo war Salzburgs erster Kindergarten, und wann wurde er eingerichtet? Ab Mitte des 19. Jahrhunderts beherbergte das Gebäude Bierjodlgasse 4 die sogenannte „Kleinkinder-Bewahranstalt“.

Die Frage der Betreuung und Erziehung armer Kinder hart arbeitender Eltern rückte ab den 1840er Jahren auch in Salzburg zusehends in das öffentliche Interesse und führte im Jahr 1846 unter dem Protektorat von Erzbischof Friedrich von Schwarzenberg und der Kaiserwitwe Caroline Auguste zur Gründung der „Salzburger Kleinkinder-Bewahranstalt“, die bis 1924 hier bestand. Eine externe Kleinkinder-Tagesstätte war damals noch eine echte Novität. Für die älteren Schulkinder war die sogenannte „Korrektur-Schule“ vorgesehen.

Dass man am kommenden Freitag (1.7.) die Häuser Bierjodlgasse 4 und 5 im Rahmen eines Tags der offenen Tür besichtigen kann, hat freilich nicht mit der Kindergarten-Vergangenheit des Hauses Nr. 4 – erstmals erwähnt 1431 als „haws für die cappläne“ – zu tun, sondern mit Salzburg als Weltkulturerbe-Stadt. „Unsere Initiative ‚Welterbe zum Angreifen‘ kommt bei den Salzburgerinnen und Salzburgern bisher sehr gut an!“, freut sich der Weltkulturerbe-Beauftragte der Stadt, Alexander Würfl.

Die beiden schlichten Häuser in der Bierjodlgasse, einst das Rotlichtviertel Salzburgs, stehen beispielhaft für das ehemalige Arme-Leute-Viertel des Dombezirks an den Hängen des Festungsberges. Das Haus Bierjodlgasse 5 wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts im Garten des Nachbarhauses an die rückwärtig im Hang befindliche mittelalterliche Stützmauer, die erst durch Einleitung der Fernwärme wiederentdeckt wurde, angebaut. Im Mittelalter waren zur Sicherung der Straßen massive Terrassen-Stützmauern notwendig, die auch zur Befestigung der Bierjodlgasse angelegt wurden und erst die Errichtung von Häusern ermöglichten. Das Haus Bierjodlgasse 4 wurde ebenfalls auf diesen Stützmauern aufgebaut. Seit 1932 gehört das Objekt, das die „Kleinkinder-Bewahranstalt“ barg, der Stieglbrauerei.
Häuser wie diese machen deutlich, dass auch unspektakuläre Architektur oft anonymer Autorschaft einen Teil des Weltkulturerbes Salzburg ist – als Gebinde zwischen den Monumenten Festung, Dom und Mirabell. Die Sanierung der beiden Gebäude verfolgte das Ziel, die einfachen Stadthäuser auf moderne Wohnstandards mit entsprechender Qualität und Sicherheitstechnik anzuheben. Als größte Herausforderung stellte sich in beiden Fällen die Trockenlegung der Substanz heraus, deren aufgehende Mauern teilweise im Erdreich stehen.

Rund 960 Objekte umfasst das Welterbe Salzburgs, darunter viele stattliche Bürgerhäuser, deren Geschichte oft bis ins Mittelalter zurückreicht. „Der Begriff Welterbe soll kein abstraktes Etikett sein, sondern uns als Bewohnenden der Stadt als über die Jahrhunderte gewachsener Wohn- und Lebensraum mit einzigartigem Flair bewusst werden“, erklärt der Weltkulturerbe-Beauftragte der Stadt, Alexander Würfl. „Deshalb laden wir die Menschen zum Blick hinter die Fassaden ein.“ (InfoZ/dpk-krie)

Salzburgs Welterbe – Ein Blick hinter die Fassaden. Tag der offenen Tür in den Häusern Bierjodlgasse 4 und 5, Freitag, 1. Juli, 13.30 bis 17 Uhr. Teilnahme kostenlos, keine Anmeldung erforderlich – www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadtarchiv (1); Baubehörde / Stevie Klinar (2)

 

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