Schule wird dann optimal, wenn sie sich bewegen darf

50 JAHRE MUSISCHES GYMNASIUM / HINTERGRUND

03/06/16 Musik, Gesang, Literatur, Tanz bildende Kunst und überhaupt alles „Musische“ wird an dieser Schule weder gestrichen noch zu Tode gespart. Hier dürfen Chor- oder Orchesterproben, Theater- oder Kunstprojekte den „normalen“ Schulbetrieb gerne auch mal stören. Das gehört zum Schulprofil.

Von Heidemarie Klabacher

„Wir bemühen uns, in diesem Schultyp über das rein Intellektuell-Kognitive hinauszugehen und die Schule zu einer lebendigen musischen Bildungsstätte zu machen.“ Und das seit nunmehr fünzig Jahren: Das Musische Gymnasium wurde 1966 gegründet. „Damals wurde in der Bildungspolitik der größte Nachholbedarf in den Naturwissenschaften und in der Technik gesehen“, erinnerte Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim Festakt am Dienstag (31.5.). „In Salzburg suchte man dagegen eine mit neuem Leben erfüllte gymnasiale Schulform, in der Kunst und Kultur ein zentraler Stellenwert zukommen sollte“.

Das bestätigt die Schulgeschichte. Väter des „Musischen Gymnasiums in Salzburg waren eine Hand voll Pädagogen am damaligen Bundesgymnasium II unter der Führung des Kunsterziehers Adolf Degenhardt (1921-1998)“, heißt es auf der Website. Diese Pädagogen seien mit der Entwicklung des Humanistischen Gymnasiums unzufrieden gewesen und hätten eine „Erneuerung dieses Schultyps besonders durch eine musische Schwerpunktsetzung“ angestrebt.

Geholfen hat ihnen damals „die in Österreich allgemein spürbare gewaltige Bildungsexplosion der Jahre 1956 bis 1966“. Geholfen habe ihnen aber auch frisch aufkommender Wind direkt an der Salzach, „ein Reformschwung, der in Salzburg auf Grund des Selbstverständnisses als Stadt der schönen Künste mit weltweiter Ausstrahlung eine stark kulturelle und kunstbezogene Ausrichtung angenommen hat“. Bis in die Landespolitik hinein wehte damals diese kulturelle Morgenluft.

Die engagierten Reformpädagogen haben - unterstützt von den Eltern, Schulpolitikern und Medien - 1965 dem Landesschulrat ein Konzept vorgelegt, das vom Unterrichtsministerium ein Jahr später prompt bewilligt worden ist: „Der Bewilligungsbescheid vom 19. September 1966 ist demnach der eigentliche Gründungsakt des Musischen Gymnasiums.“ Nun feiert die Schule ihren „Fünfziger“. 

Entwicklungen und Veränderungen gehören dazu. Seit 2009 besteht die achtjährige Form eines Musikgymnasiums, eines „gymnasialen Schultyps, der auf die Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern zugeschnitten ist, die sehr viel Zeit für das Üben auf ihren Instrumenten aufwenden müssen“, heißt es auf der Website. Das Musikgymnasium bietet eine vollwertige, zu allen Studien berechtigende Matura. Auf Musikkunde und das gemeinsame praktische Musizieren wird besonderer Wert gelegt. Das mag ein wenig trocken klingen. Wie turbulent und begeistert und engagiert es dabei zugeht – dafür die Opernproduktion „Der Kuss der Kaiserin“ ein Musterbeispiel.

Für Anfänger am Instrument ist die Schule nicht gedacht. Auch die „eigentliche Instrumentalausbildung erhalten die Schülerinnen und Schüler nicht an der Schule, sondern am Mozarteum, am Musikum oder durch qualifizierten Privatunterricht“. Das Bestehen der Aufnahmsprüfung ist also Voraussetzung für den Besuch des Musikgymnasiums. Wer schon einen Vorbereitungslehrgang am Mozarteum besucht, oder wer beim Wettbewerb „Prima la Musica“ einen ersten Platz im Vorjahr erreicht hat, muss nicht mehr vorspielen.

„Wir wollen Wissen auf hohem Niveau vermitteln, Lernprozesse stattfinden lassen, auf Interessen und Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler individuell eingehen“, sagt die Direktorin Barbara Tassatti. „Das Musische Gymnasium ist geprägt von kreativen Schülerinnen und Schülern, die außerdem engagiert und aufgeschlossen sind.“ Besonders wichtig ist ihr die Balance zwischen den vier Säulen – Literatur, Tanz, Bildnerisches Gestalten und Musik. „Die ständige Weiterentwicklung eines Schulprogramms braucht ein engagiertes Mitarbeiterteam und eine gut funktionierende Bildungspartnerschaft mit den Eltern - und natürlich einen langen Atem. Die Welt verändert sich - die Schulwelt auch. Schule wird dann optimal, wenn sie sich bewegen darf.“