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Das Aus für den Reiser-Preis

HINTERGRUND / TOBI REISER PREIS

24/05/16 Ausgesetzt ist der Preis schon seit 2013. Es wird die Auszeichnung unter ihrem bisherigen Namen – Tobi Reiser Preis – künftig nicht mehr geben. Das hat der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens gestern Montag (23.5.) beschlossen.

Von Reinhard Kriechbaum

Es geht wieder einmal um die „braune“ Vergangenheit von Tobi Reiser, dem Volksmusikanten und späteren Begründer nicht nur des Salzburger Adventsingens, sondern auch des Salzburger Heimatwerks. Sie ist ja schon lange kein Geheimnis. Brisanz schien sie bekommen, nachdem die Südtiroler Volkskundlerin Elisabeth Wallnöfer 2013 ein Dokumente vorgelegt hatte, in dem Reiser selbst behauptete, Teilnehmer am Juliputsch im Juli 1934 gewesen zu sein (es war der gescheiterte Versuch der Nationalsozialisten, die Herrschaft im Staate zu übernehmen). Damals wurde der Zeithistoriker Oliver Rathkolb mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt, das nun vorliegt. Vor einer Woche hat Landesrat Heinrich Schellhorn erklärt, das Land werde keinen Preis mehr im Namen Tobi Reisers vergeben, was tags darauf zu einer etwas eigenartigen ÖVP-Reaktion pro Preisvergabe führte.

Eigenartig ist die Sache auch insofern, als sich das Land nur mit dem Namen Tobi Reiser schmückte, nämlich durch die Verleihung in einem Festakt des Landes. Ausgelobt wurde der Tobi Reiser Preis nämlich seit Anbeginn (1992) vom Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens, und die Preissumme von 4.000 Euro wurde von der Privatbrauerei Stiegl aus Salzburg zur Verfügung gestellt. „Die Tatsache, dass der amtierende Landeshauptmann bzw. Landeshauptfrau persönlich die Auszeichnung vornimmt, verleiht dem Festakt zusätzlichen Glanz“, heißt es auf der Hompage der Freunde des Adventsingens.

Zur Ehre der Preisauslober ist anzumerken, dass sich in der gesamten Liste der Ausgezeichneten niemand findet, der mit braunem Gedankengut in Verbindung gebracht hätte werden können. Ganz im Gegenteil: Die Jury für den Tobi Reiser Preis hat sich sehr oft äußerst undogmatisch und offen gezeigt auch gegenüber neuen Strömungen der Volkskultur.So zählten der Schauspieler und Theaterleiter Charly Rabanser ebenso zu den Geehrten wie der „Querschläger“ und Kabarettist Fritz Messner oder die Wiener Dirndlmode-Erneuerin Susanne Bisovsky.

Der Name des Preises ist natürlich eine ganz andere Sache und es ist gut, dass es mit dem Spuk nun vorbei ist. „Um den immer wieder aufflammenden Vorwürfen zu Reisers NS-Vergangenheit ein Ende zu setzen, wird der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens sein kulturelles Engagement in Form eines Tobi Reiser Preises beenden und nach eingehenden Überlegungen ein an die bisherigen Intentionen anknüpfendes neues Projekt erarbeiten“, heißt es in der gestrigen Erklärung, die Günther Auer als Vereinsvorsitzender unterzeichnet hat.

Die Verdienste von Tobi Reiser d. Ä. (1907-1974) für die Volkskultur, für das Salzburger Adventsingen, das Salzburger Heimatwerk und seine außergewöhnlichen musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten seien unbestritten und „verdienen nach wie vor großen Respekt“, betont man. Aber: „Es ist und war immer Intention unseres Vereines, fragwürdige geschichtliche Vorgänge zu betrachten, im Besonderen auch eine Klärung zu den im Jahr 2013 publizierten Vorwürfen zur NS-Vergangenheit Reisers herbeizuführen. Grundsätzlich gibt es dazu keine gravierenden neuen Erkenntnisse, die nicht bereits seit vielen Jahren bekannt sind. Die von Reiser selbst behauptete Teilnahme am Juli-Putsch-Versuch dürfte nicht stattgefunden haben, bzw. konnte nicht verifiziert werden, spielt aber letztlich keine Rolle, da seine eindeutigen politischen Kontakte in Bayern 1937 nachvollziehbar sind.“

In Oliver Rathkolbs Recherche werde in einer vielschichtigen Analyse die politische Nähe Reisers zur NSdAP betrachtet und die persönliche Sicht des von der Entnazifizierung Betroffenen anschaulich dokumentiert. Diese Arbeit wird im Herbst in Buchform erscheinen. Am 8. Oktober wird der Verein der Freunde des Salzburger Adventsingens auch bekanntgeben, was nun anstatt der Reiser-Preis-Vergabe geschehen soll.

Bild: Archiv
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