Eine „Theater-Wanderbande“ von Deutsch Lernenden

REPORTAGE / INTEGRATION

04/11/14 Bei Sprachkursen ist es nicht geblieben. Bald kam das Theaterprojekt „Knalshief“ hinzu: Da können Asylwerbende ihre im Deutschkurs erworbenen Sprachfähigkeiten kreativ weiterentwickeln und ausgestalten.

Die Rede ist vom Salzburger Verein „Synbiose Integrationsprojekt zusammenleben“, der 2010 gegründet wurde. Er vermittelt Deutschkenntnisse an Asylwerberinnen und Asylwerber. Aber auch einen „Outdoor-Deutschkurs für BettlerInnen“ entdeckt man auf der Website. Der kann auf dem Rosenhügel beim Mirabellgarten stattfinden oder irgendwo am Hauptbahnhof. „Es werden Vokabel gelernt ohne zu schreiben, an unterschiedlichen Plätzen aber in Bewegung bleibend und der jeweiligen Situation angepasst“, erklärt Mona Moiré de Mirande, die diese spezielle Sprachvermittlung leitet. „Für Menschen, die noch nie Zugang zur Bildung hatten, wird die Möglichkeit zur Alphabetisierung angeboten.“

Wie kommt es zum Namen „Knalshief“ für die Synbiose-Theatergruppe? „ Gemeinsam erarbeiten, erproben und vertiefen wir, ausgehend von der jeweiligen individuellen und kulturellen Erfahrungswelt, Performances zu unterschiedlichen Thematiken“, erzählt Katrin Reiter, die diese Gruppe im August 2010 begonnen hat. Von „Theater-Wanderbande“ spricht sie, eben „weil wir unterschiedliche Orte in Salzburg bespielen und erspielen“. Und der eigenartige Name? Die Wortkreation „Knalshief“ setzt sich aus den Vornamens-Initialen der Spielerinnen und Spieler zusammen. Stand Mitte 2012 wohlgemerkt! Man benennt sich jetzt nicht um, wenn neue Leute dazu stoßen. „Mittlerweile ist unsere Theater-Wanderbande gewachsen“, heißt es auf der Homepage des Vereins.

„Mit dabei sind Katrin (Leitung), Anja, Anna, Aljona, Elisabeth, Ferhad, Ibrahim, Nina (Leitung), Klaus, Katharina, Lilly, Lukas, Marie, Saeid, Virginia, Hoid, Bebiana, Haszrad, Arbnora, und Thomas.“ Was sie spielen, entsteht in der Gruppe. Jeder und jede „bringt sich mit seinem oder ihrem Erfahrungs- und Klangkörper ein“.

„Das Konzept von Synbiose war es von Anfang an, zweimal wöchentlich Deutschkurse sowie eine soziale Aktivität pro Woche anzubieten“, erklärt Wolfgang Berger, Gründer des Vereines. Das soll Asylwerberinnen und Asylwerbern in Salzburg nicht zuletzt helfen, die Woche zu strukturieren. Einige Schlagworte: „Gratis, offen und frei zugänglich für jede und jeden, die oder der Deutsch in Salzburg lernen möchte", erklärt Berger.

Der Verein macht auch mit öffentlichen Aktionen auf die rechtliche und soziale Situation von Asylwerbenden in Salzburg und Österreich aufmerksam. Zudem gestaltet man die Radiosendung „Freundschaftsbaum“ in der Radiofabrik, ein interkulturelles und mehrsprachiges Programm mit wechselnden Moderatorinnen und Moderatoren.

Die jüngste Initiative ist der viermal jährlich im Jugendzentrum Iglu stattfindende „Kost-Nix-Laden für Asylwerberinnen und Asylwerber“. Man sammelt nicht mehr benötigte Kleidung, Haushaltsgegenstände und Elektrogeräte und stellt sie Asylwerbenden kostenlos zur Verfügung.

„Was mit einer Handvoll Germanistikstudentinnen und -studenten und Freundinnen und Freunden begann, die versuchten, zweimal wöchentlich Deutschunterricht für Asylwerbende in Salzburg zu ermöglichen, ist inzwischen ein multidisziplinäres Integrationsprojekt geworden. Es umfasst von Deutschunterricht und Menschenrechtsaktivismus über Theater- und Medienarbeit bis hin zu karikativer Arbeit sämtliche Bereiche, bei denen im Asylbereich Handlungsbedarf besteht", so Landesrätin Martina Berthold, als sie dem Verein „Synbiose“ einen Besuch abstattete. „Der Verein leistet in der Bildungsarbeit für Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, die bei uns Schutz und Hilfe suchen, unverzichtbare Arbeit. Die Deutschkurse sind bestens besucht, und Integration wird hier gelebt“, so Berthold, die zugesichert hat, dass man auch weiterhin auf Gelder des Landes zählen kann. (LK/dpk-krie)

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Bilder: synbiose.wordpress.com (1); Büro Berthold (1)