asdf
 

Mehrwert aus der Fülle der Meinungen

RENÉ-MARCIC-PREIS 2014

12/05/14 Wir haben uns für den Festakt Musik mit Salzburg-Bezug gewünscht: etwas Zeitgenössisches von einem Salzburger Komponisten, gespielt von Salzburger Künstlerinnen und Künstlern. „Der Traum ist ein Papier“ von Herbert Grassl ist es geworden – als Musik zur Verleihung des René-Marcic-Preises heute Montag (12.5.) an Heidemarie Klabacher und Reinhard Kriechbaum.

Zeitgenössische Musik in einem Festakt – das ist keine Selbstverständlichkeit, schien uns aber passend, und das Amt der Salzburger Landesregierung hat die Idee nach Kräften unterstützt. Es musizierte das Hofhaymer-Ensemble, Bernadette Furch (Alt) und Bernhard Landauer (Countertenor) haben gesungen. Schlagzeug spielte Philipp Lamprecht, Violine Frank Stadler, Dirigent war der Komponist Herbert Grassl.

„Wir beide stehen heute hier als Geehrte. Aber es ist uns bewusst: Der Preis gilt dem Medium DrehPunktKultur und Euch – Ihr Unermüdlichen“, sagte Heidemarie Klabacher in den Dankensworten an die Adresse der Mitarbeiter der Internet-Kulturzeitung. „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung. Aber wir betrachten die Vergabe des Preises an ein Kulturmedium nicht nur als Anerkennung unserer Arbeit. Wir sehen sie auch als Signal - als ein Zeichen für die Bedeutung der Kultur und des Nachdenkens über Kultur.“

Die DrehPunktKultur-Chefredakteure Heidemarie Klabacher und Reinhard mKriechbaum sind seit dem legendären Max Kaindl-Hönig 1983 die ersten „Nur-Kulturjournalisten“, die sich über diese Ehrung freuen dürfen. Seit zehn Jahren, seit März 2004, gibt es unser Medium. Landeshauptmann Wilfried Haslauer beim Festakt: „Herzlichen Dank für viele Terabytes an seither geleisteter zeitgemäß medialer Vermittlungs- und Übersetzungsleistung im Dienst von Kunst und Kultur in der und für die gesamte Großregion Salzburg mit ihren – zumindest temporär – fast schon globalen Dimensionen!“

Heidemarie Klabacher und Reinhard Kriechbaum hätten mit diesem Medium dazu beigetragen, im Internet ein dicht geknüpftes Auffangnetz für alle Kunst- und Kulturinteressierten zu spannen, „in dem man sich wohl und geborgen fühlt – und zudem bestens informiert“, so der Landeshauptmann. „Hier darf man als ‚user‘ noch ‚Genießer‘ sein. Genau so möchten wir den Begriff ‚social media‘ verstehen.“ In Salzburg genieße man das kaum zu überschätzende Privileg, den Ort großartiger Potentiale immer wieder – und keineswegs nur zur Festspielzeit! – als „Drehpunkt“ der Kultur erleben zu dürfen. „An einem solchen Ort ist ein modernes Medium, das diese Erfahrung auch noch im Namen trägt, genau richtig!“

Matthias Schulz, kaufmännischer Geschäftsführer und künstlerischer Leiter der Internationalen Stiftung Mozarteum, hat die Laudatio gehalten. Er sprach auch die vermeintliche Konkurrenzsituation zwischen alten und neuen Medien an: „Die Abgrenzung zwischen Print- und Onlinejournalismus bleibt interessant und gilt es weiterzuverfolgen.“ Einen Kannibalismus des einen durch den anderen werde es „auch in den nächsten zwanzig Jahren“ nicht geben. Es gelte, „beide Medien gemeinsam zu denken und die jeweiligen Räume aufeinander abzustimmen“, sagte Schulz. „Eine Hauptthese zu diesem Thema, die sich aus einem Twitter-Dialog der Zeitschrift Zeit ergeben hat, lautet: ‚Onliner kompensieren mangelnde Akzeptanz durch Zukunftsarroganz, Printler ihre Zukunftsangst mit Gegenwartsarroganz.‘ DrehPunktKultur zeigt seit zehn Jahren in seinem ‚Salzburger Biotop‘, wie diese vor allem mentalen Unterschiede zu überwinden sind und ein sinnvolles, zusätzliches Angebot aussehen kann.“ Die DrehPunktKultur-Chefredakteure haben in ihrer Dankesrede den Paradigmenwechsel der Kultur zu einem Massenphänomen herausgestrichen. Mit der enormen Breitenwirkung habe auch das Selbstbewusstsein der Künstlerinnen und Künstler zugenommen, auch beim Rufen nach Subventionen.

Und doch sei wegen der enormen Breite das Prekariat im Kulturbereich zum Normalzustand geworden. Heidemarie Klabacher und Reinhard Kriechbaum betonten ebenfalls, wie wichtig für die profunde Meinungsbildung das Nebeneinander möglichst vieler Medien sei: „Die Kritik eines Karl Harb in den SN, der Hörfunkbericht einer Eva Halus aus dem ORF-Landesstudio, die Wahrnehmungen eines Florian Oberhummer in der SVZ – und eben das, was wir im DrehPunktKultur veröffentlichen: Da geht es nicht um Auflagenzahlen und auch nicht um Quoten. Da geht es vielmehr um die Anregung zum Diskutieren. Da geht es um unterschiedliche Perspektiven und Akzente, um differenzierte Meinungsbildung. Dann geht es auch um die Sache und ihren intellektuellen Mehrwert. Und nur, wenn möglichst viele und möglichst unterschiedliche Medien diese Auseinandersetzung fördern, wenn die Medien ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anregen, sich mit journalistischer Sorgfalt und mit persönlichem Engagement der Kultur zu widmen – nur dann sind die Kultur und damit wir alle die Gewinner in diesem Spiel.“ (dpk)

Bilder: LMZ / Franz Neumayr
Zur Laudatio von Matthias Schulz Mit der ganzen Seele bei der Kultur
Zur Rede der Preisträger Das Kettenkarussell auf dem Kultur-Kirtag oder: Im Legoland des gehobenen Geistes
Die Jury-Begründung für die Zuerkennung des Rene-Marcic-Preises 2014

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014