Das Jahr der Freude und des Elends
HAUS FÜR STADTGESCHICHTE / 80 JAHRE KRIEGSENDE
09/05/25 Aus Anlass der 80. Wiederkehr des Kriegsendes zeigt das Stadtarchiv Salzburg eine Ausstellung über das Leben der Salzburger Bevölkerung im Umbruchsjahr 1945. Plakate zum Thema sind im Schloss Mirabell und im Haus für Stadtgeschichte zu sehen, dort auch einige Archivalien aus der Zeit.
Am 8. Mai 1945 endete mit der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht der Zweite Weltkrieg in Europa und mit ihm das nationalsozialistische Unrechtsregime. Die Stadt Salzburg war bereits wenige Tage vorher am 4. Mai 1945 von der US-amerikanischen Armee befreit worden. Jene Salzburger, die ungebrochen an die nationalsozialistische Ideologie glaubten, empfanden den Untergang des „Dritten Reiches“ als Katastrophe. Für den Großteil der Menschen in Salzburg ging im Frühjahr 1945 aber der lang gehegte Traum von Frieden und einem Leben in Freiheit in Erfüllung.
Fünfzehn großformatige Plakate gelten zentralen Themen der Nachkriegszeit, mit denen sich die Bevölkerung konfrontiert sah. Dazu zählen etwa die eklatante Wohnungsnot, die schwierige Versorgungslage, die Sorge um das Schicksal der Kriegsgefangenen, die gesellschaftlich brisante Frage der Entnazifizierung und die tatkräftigen Bemühungen der US-amerikanischen Besatzungsbehörden und der Salzburger Institutionen um den wirtschaftlichen und kulturellen Wiederaufbau.
Im Haus der Stadtgeschichte erzählen zusätzlich Archivalien in acht Vitrinen Geschichten aus der unmittelbaren Nachkriegszeit: Lebensmittelmarken zeugen von der Nahrungsmittelbewirtschaftung. Fotos vom Leben der US-amerikanischen Soldaten und ihrer Einrichtungen in Salzburg illustrieren das Mit- und Nebeneinander von Befreiern und Befreiten. Schulbücher und Zeitungen führen die US-amerikanischen Maßnahmen der „re-education“ – der Erziehung und Bildung hin zur westlichen Demokratie – vor Augen.
Silvia Panzl-Schmoller und Johannes Hofinger, Historiker und Archivare im Stadtarchiv, haben die Ausstellung kuratiert: „In der Vorbereitung der Ausstellung war es für uns besonders spannend, aus der Vielzahl an Quellen, die wir im Stadtarchiv bewahren, eine Auswahl zu treffen.
Stadträtin Andrea Brandner eröffnete die Ausstellung am 8. Mai im Haus der Stadtgeschichte: „Als Sozial-Stadträtin berühren mich diese Themen natürlich besonders: Wie lebten die Menschen, wenn es an allen Ecken und Enden am Lebensnotwendigsten fehlt; wenn zahllose Häuser in der Stadt Ruinen sind und fünf, sechs oder mehr Personen in einer Baracke auf engstem Raum leben müssen; wenn es im Grunde keinen geregelten Alltag gibt. Die Plakate und die Archivalien der Ausstellung zeigen uns sehr deutlich, wie arm, karg und voller Herausforderungen das Leben unmittelbar nach Kriegsende war.“
Dagmar Aigner, Abteilungsvorständin Kultur, Bildung und Wissen der Stadt Salzburg, betonte die Bedeutung der Ausstellung im Rahmen der städtischen Erinnerungskultur: „Die Kulturabteilung der Stadt Salzburg hat das Thema in der Jahresarbeit der Abteilung insgesamt zum Schwerpunkt gemacht und setzt unterschiedliche Aktionen im Bereich Kunst, Bildung, Wissenschaft und Vermittlung.“ (InfoZ)
Bis 3. Juni im Haus der Stadtgeschichte (Glockengasse 8) und der Wolf-Dietrich-Halle (Schloss Mirabell) – Zur Schau ist eine 60seitige Broschüre „Die Stadt Salzburg 1945. 80 Jahre Kriegsende“ erschienen (um 7,50 Euro erhältlich im Hus der Stadtgeschichte und im Buchhandel) – www.stadt-salzburg.at
Bilder: Stadtarchiv Salzburg