Zum Auftakt ein rockender Hero

HINTERGRUND / KULTURSCHIENE

08/06/22 Am Salzburger Bahnhofsvorplatz wurde so lange gebaut und herumgestaltet (nicht immer in Übereinstimmung mit den ursprünglichen Architekten-Plänen), bis er zum absoluten Unort in verkehrstechnisch zentraler Lage wurde. Dagegen hält man – heuer zum fünften Mal – mit der kulturschiene.

Morgen Donnerstag (9.6.) geht es los, mit einem Auftritt von Mr. Copini, einem aus Südamerika stammenden Künstler, der Street Art und Nouveau Cirque zusammen bringt. Er zeigt hier um 15 und um 17 Uhr sein Programm The Herock, mit dem er schon weltweit zu Gast war. Die Wörter Hero und Rock verbergen sich hinter der Kunstfigur. Mr. Copini holt sich gerne Mitspieler aus dem Publikum - und es wird nicht die einzige Veranstaltung sein, bei der Partizipation erwünscht ist.

„Wir setzen dieses Jahr verstärkt auf die Verschränkung mit zeitgenössischem Tanz unter freiem Himmel“, erklärt Valentin Alfery, der gemeinsam mit Dusana Baltic für dieses die meisten Donnerstage im Juni und Juli füllende Open-Air-Festival im Auftrag von ÖBB und Stadt Salzburg ausrichtet.

Ein Wochentags-Ausreißer ist nur das in die Sommerszene eingebundene Tanzstück Here and now von Helene Weinzierl und CieLaroque an einem Mittwoch. Es ist der 15. Juni. Musik-Wünsche des Publikums und einige vorgegebene Bewegungsstrukturen bilden für dieses Projekt den tänzerischen Ausgangspunkt. Eine Herausforderung wohl für beide Seiten.

„Der Hauptbahnhof Salzburg zählt mit 25.000 Ankommenden und Abreisenden an einem Tag zu den meist frequentierten Bahnhöfen in Österreich“, erklärt Erich Pirkl, Geschäftsführer der ÖBB-Immobilienmanagement GmbH. An Publikum sollte es also nicht mangeln – aber man will nicht nur Pendler und Touristen bei Laune halten. „Die Belebung des Bahnhofsvorplatzes mit einem Mix aus Tanz, Musik, Straßenkunst und Mitmach-Formaten ist durch die kulturschiene seit 2018 sehr erfolgreich etabliert und hat den Ort stark aufgewertet“, sagt Kulturressortchef Vizebürgermeister Bernhard Auinger.Die kulturschiene sei damit eine Vorreiterin für die neue Kulturstrategie 2024 in der Stadt Salzburg.

„Es ist einfach toll zu sehen, wie dieser weite Platz, der täglich von tausenden Menschen überquert wird, durch Akrobatik und Clownerie, Musik und Performances zu einem öffentlichen Freiraum im besten Sinne wird“, so Dagmar Aigner, die Leiterin des Kulturamts der Stadt.

Wer sich mit dem Goldenen Schnitt auskennt, kann möglicherweise mit der Zahl 1.618 etwas anfangen (es geht um die Proportion). So heißt jedenfalls ein Tanzstück der Gruppe Hungy Sharks, die von Leonardo da Vincis berühmter Zeichnung des vitruvianischen Menschen ausgeht. Idealisierte Körpermaße im Verhältnis zu Kreis und Quadrat – im Städtebau und bei der Platzgestaltung kommt das menschliche Maß wohl nicht immer ganz zu seinem Recht – siehe Bahnhofsvorplatz. 1.618 ist am 23. Juni zu erleben. Der letzte Juni-Termin eine Woche später gilt der Straßenshow Second Try des Schauspielerinnen-Duos Cia PALMA. Ein Sprungbrett, viel Jonglage – und auch hier Offenheit für das Spiel mit dem Publikum.

Im Juli gibt’s an den erstden beiden Donnerstagen Performances, die dem bereich Nouveau Cirque zuzuordnen sind (Manic Freak, Menayeri Circo). Zeroelectrodrums lässt am 21. Juli Musik aus recycelten Materialien entstehen, sprich: aus dem Mülleimer. Für Katastrofa Clown läuft's wohl auch am 28. Juli in Salzburg nicht immer ganz ganz nach Wunsch – auch er spielt mit Dingen, die aus der Zeit gefallen sind.

Noch keinen Termin – voraussichtlich im September – gibt’s für die Gruppe Zizanie, die Les Faunes auf den Bahnhofsvorplatz entlässt: haarige und gehörnte Typen, halb Ziegen, halb Menschen. Sie suchen den Kontakt zu den Menschen und vergessen dabei, so wird versprochen, einige Anstandsregeln. (InfoZ / dpk-krie)

www.kulturschiene.at
Bilder: Kulturschiene / Mr.Copini (1); Franzi+Kreis (1); Cia+Palma.ReNascimento (1)