Der Tod gehört zum Spektakel

SALZBURGER HOCHSCHULWOCHEN / ENDLICHKEIT IM FILM

06/08/10 "Wie Geburt, Gewalt und Liebe, so ist der Tod eines der zentralen Erzähl- und Handlungsmotive im Film.“ Die Endlichkeit des Lebens findet auch im Kino ihren Niederschlag: Die Salzburger Hochschulwoche zum Thema „Endlich! Leben und Überleben“ bringt nicht nur theologische Sichtweisen.

„Wie Geburt, Gewalt und Liebe, so ist Tod eines der zentralen Erzähl- und Handlungsmotive im Film. Dramaturgisch wie ästhetisch treibt das Bewusstsein und die Furcht um den Tod sowie der Akt des Tötens und Sterbens selbst die Handlung eines Films voran, kristallisiert die Psychologie der Akteure heraus und lässt den Zuschauer mitfühlen, mitleiden, mitfiebern.“

Christa Pafferott, freie Filmemacherin und Autorin in Hamburg, findet einen cineastischen Zugang: „Die Allgegenwart des Todes im Film wird dramaturgisch ganz unterschiedlich eingesetzt.“ Sie bediene etwa, so  Pfafferott, ans Voyeuristische grenzende Bedürfnisse: „Es ist fast ein ungeschriebenes Gesetz, eine Art Zuschauervertrag, dass der Tod im Film zu dem gehört, was dem Zuschauer als Spektakel geboten wird, was er immer wieder aufs Neue zu sehen wünscht.“

Viele Filme gehen indes tiefer und machen den Tod zum zentralen existentiellen Thema. „Dabei geht es auch um das Verstehen und Annehmen des Unvermeidlichen, oder auch um „Gerechtigkeit“ sowie um Chancen und Bedingungen menschlicher Würde.“

Der Film habe jedoch nicht nur inhaltlich, sondern auch als Medium selbst eine „inhärente Affinität zum Tod selbst“. Pfafferott zitiert Susan Sontag: „Jedes Foto ist ein memento mori, ein Abzug des Lebens. Fotografieren bedeutet Teilnehmen an der Sterblichkeit, Verletzlichkeit und Wandelbarkeit anderer Menschen. Eben dadurch, dass wir diesen Moment herausgreifen und erstarren lassen, bezeugen alle Fotografien das unerbittliche Verfließen der Zeit.“

Bilder und Filme sind also im Darstellen unserer Endlichkeit ambivalent: „Das Bild, das uns in unserer Verletzlichkeit, Endlichkeit festhält, zementiert uns, macht uns für einen Abzug unsterblich und zeigt damit umso unerbittlicher, dass die Zeit nicht stehen bleibt.“ (SHW/jugru)