Der Geist leuchtet von draußen rein

HINTERGRUND / KOLLEGIENKIRCHE / RESTAURIERUNG

03/07/10 Auch am Abend - also ohne Gegenlicht-Effekt, und trotz der Akustik-Einbauten - haben im ersten Festspielkonzert heuer in der Kollegienkirche die Besucher das neue Strahlen im Altarbereich wahrgenommen: ein Überraschungseffekt ohne jeden Zweifel.

Wie die Kollegienkirche dereinst aussehen wird - das kann man ja schon seit einigen Jahren in der Kapelle rechts vorne erahnen, denn dieser Teil ist als erstes in blütenweiße Farbe getaucht worden. Auf lange Sicht werden also auch sonst überall die unansehnlich grünlichen oder beigen Farbfassungen verschwinden.

Der Wolken- und Engelshimmel im Altarbereich ist ja jetzt fertig, und damit kann man sxich von der kreativen Lichtführung überzeugen, die Fischer von Erlach da wählte. Dafür muss man freilich tagsüber kommen, denn die Fenster hinter der riesigen Immaculata-Statue sind jetzt voll lichtdurchlässig.

Maria steht also nicht, wie man viel eher erwarten würde, im "Scheinwerferlicht", sondern im Gegenlicht. Was war der theologische Hintergedanke? "Maria ist erfüllt vom Heiligen Geist", erklärte der Salzburger Erzbischof Alois Kothgasser beim Festakt zum Abschluss dieses Restaurierungs-Schrittes am vergangenen Wochenende. Auch der Erbauer der Kollegienkirche habe dies so verstanden, ist sich Kothgasser gewiss.

Insgesamt belaufen sich die Sanierungskosten laut Bundesimmobilengesellschaft (BIG) auf rund 16 Millionen Euro. Bisher hat die BIG rund 3,2 Millionen Euro investiert. Etwa 1,3 Millionen Euro sind zusätzlich über Spenden aufgebracht worden; größter Einzelspender war der World Monument Fund. Ab Herbst sollen seitens der BIG weitere 3,5 Millionen Euro in die Hand genommen werden, erklärte Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner bei dem Festakt. Der Minister forderte Land, Stadt sowie die Erzdiözese auf, weiterhin an der Finanzierung mitzuwirken.

Die restlichen 8,5 Millionen Euro sollen durch Spenden aufgebracht werden. Zu diesem Zweck formierte sich bereits 2008 ein Komitee, in dem sich neben Erzbischof Kothgasser verschiedene Privatpersonen sowie Vertreter von Stadt und Land um Gelder bemühen.

Die 1707 fertiggestellte Kollegienkirche befindet sich seit dem Jahr 2001 im Eigentum der BIG. Der Sakralbau war eine von rund fünftausend Liegenschaften, die die Gesellschaft von der Republik Österreich im Paket um rund 2,4 Milliarden Euro gekauft hat.

Obwohl bei der Kollegienkirche keine Miete eingehoben werde, habe sich die BIG selbst im Sinne eines "kulturellen Auftrages" die Substanzerhaltung der Kirche auferlegt, ohne dass ein Rückfluss zu erwarten sei, hieß es. Damit gehe man "deutlich über den gesetzlich festgelegten Auftrag hinaus und bekennt sich zur Erhaltung dieses barocken Juwels". (KAP/dpk)