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Im Gedenken an den Mahner

HINTERGRUND / MARKO FEINGOLD

24/08/20 „Marko Feingold Visiting Professorship“: So heißt auf gut Deutsch eine Gastprofessur für jüdische Ethnizität, Religion und nationale Identität. Sie wird ab dem Sommersemester 2021 an der Universität Salzburg eingerichtet.

Jeweils für ein Jahr wird eine Wissenschafterin oder ein Wissenschafter eingeladen, es können dann auch zwei Jahre werden. Man hofft seitens der Universität Salzburg auf die Vernetzung mit europäischen, israelischen und amerikanischen Universitäten. Von den Kandidaten werden fließende Sprachkenntnisse in biblischem und modernem Hebräisch sowie Deutsch, Englisch und eine weiteren Fremdsprache erwartet. „Die Beherrschung von jüdischen Quellen sowie jüdischer Praxis ist neben der Kenntnis der modernen jüdischen Geschichte eine der Hauptvoraussetzungen für die Professur“, hieß es dieser Tage bei der Präsentation.

Außerdem werden „im Rahmen dieser Professur fünf Forscherinnen und Forscher für jeweils ein Studienjahr multidisziplinäre Workshops veranstalten und mit Gastvorträgen sowie Tagungen ihre Ergebnisse auch einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren“, kündigt die Bibelwissenschafterin Kristin De Troyer an.

Nach einigen Jahren der Planung wird das Projekt als gemeinsame Initiative von Bundeskanzleramt, Land Salzburg, Erzdiözese Salzburg und Erzabtei St. Peter realisiert. Es ist also noch zu Lebzeiten des Zeitzeugen und KZ-Überlebenden, der im Vorjahr im Alter von 106 Jahren verstorben ist, auf die Wege gebracht worden. Marko Feingold „war ein standfester Mahner und unermüdlich in seinem Wirken“, so die für Wissenschaft zuständige Landesrätin Andrea Klambauer. „Wir haben ihm diese Professur zu Lebzeiten gewidmet und damit die wissenschaftliche Auseinandersetzung sowie die Ursachenforschung von Antisemitismus ermöglicht.“ Der jüdisch-christliche Dialog werde im Rahmen der Professur weiter getragen und wissenschaftlich argumentiert an Studierende weitergegeben.

„Für mich gehört die Begegnung mit Marko Feingold zu den großen Momenten des Lebens“, erinnert sich Erzbischof Franz Lackner, „steht er doch für das unsägliche Leid jüdischer Mitbürger und –bürgerinnen in unserem Land; aufrecht, nicht verbittert, stets mahnend.“ Korbinian Birnbacher, Erzabt von St. Peter, erinnert sich an „sein waches Gedächtnis, seine unermüdliche Geduld und seine geistreich-humorvolle Kommunikationsgabe“. Und Birnbacher bekräftigt: „Als Christen haben wir – spätestens seit dem Holocaust – eine besondere Verantwortung für das Volk Israel. Bildung ist der beste Weg, um zu verhindern, dass wir uns nochmals derart verirren.“

Marko Feingold wurde am 28. Mai 1913 in Neusohl (heute Banská Bystrica in der Slowakei) geboren und ist in Wien-Leopoldstadt aufgewachsen. 1939 verhaftete ihn die Gestapo in Prag, bis zu seiner Befreiung durch die US-Armee im April 1945 überlebte Feingold Aufenthalte in den Konzentrationslagern Auschwitz, Neuengamme bei Hamburg, Dachau und Buchenwald, was ihm nach eigenen Angaben nur durch eine Reihe von Wundern gelang. Weil ihm auf der Fahrt nach Wien bei der Demarkationslinie an der Enns der Eintritt in die sowjetische Besatzungszone verweigert wurde, ließ er sich in Salzburg nieder und half jüdischen Flüchtlingen, die überwiegend aus Osteuropa kamen, bei der Flucht über die Alpen nach Palästina. Von 1948 bis 1977 betrieb er ein Modengeschäft in Salzburg und war seit 1978 Vorsteher der Israelitischen Kultusgemeinde in Salzburg.

Marko Feingolds Witwe Hanna, die jetzt der kleinen jüdischen Gemeinde in Salzburg vorsteht: „Mehr als siebzig Jahre hat sich mein Mann bemüht, Schülern, Jugendlichen und später auch Studenten seine Erfahrungen aus sechs Jahren Konzentrationslagern weiterzugeben. Eine große Freude hatte er, wenn Schülerinnen und Schüler zu ihm kamen und Grüße von Eltern überbrachten und erzählten, dass auch sie schon bei einem Unterricht in der Synagoge dabei waren.“ (Landeskorrespondenz)

Bilder: dpk-krie
Zum Nachruf auf Marko Feingold Ein Mahner ist nicht mehr

 

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