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Online statt Gäste mit Babyelefanten

HINTERGRUND / ARCHIVE

10/06/20 Sie wollten immer schon hineinlesen in die Ausgabenbücher des Salzburger Tuch- und Seidenhändlers Franz Anton Spängler aus der Zeit von 1733 bis 1785? Ab sofort gibt es dafür eine eigene Web-Application des Salzburger Stadtarchivs. Vielleicht doch nicht das Zugriffs-Highlight schlechthin.

Es ist jedenfalls ein aktuelles Beispiel für Online-Wissenskommunikation Stadtarchivs: Die Geschäftsbücher sind als Volltextedition und Datenbank im Internet verfügbar. Erstmals sind damit edierte Haushaltsbücher des 18. Jahrhundert als Open-Access-Publikation verfügbar und lassen in den Alltag einer großbürgerlichen Kaufmannsfamilie blicken.

Die Tage der Archive sind jedes Jahr eine Gelegenheit, hinter die Kulissen zu blicken. Das ist heuer nicht so ohne weiteres möglich – denn in welchem Archiv gibt es schon ausreichend Raum, um Besucher und imaginäre Babyelefanten einzuschleusen? Heuer löst man dies in Salzburg mit einem Online-Angebot anstatt Vorträgen, Workshops oder Führungen.

Es gibt ja erstaunlich viele einschlägige Sammel-Einrichtungen in der Stadt, zu der einem spontan natürlich das Stadtarchiv (Haus der Stadtgeschichte) einfällt. Aber natürlich heben viele Institutionen die Früchte ihrer eigenen Arbeit und auch sonst vieles auf: die Erzabtei St. Peter ebenso wie die Erzdiözese, die Festspiele ebenso wie das Landestheater. Die Universität Mozarteum hat einen „Kunst-ARCHIV-Raum“, die Universität Salzburg nicht nur ein eigenes Archiv, sondern sie verwaltet auch beispielsweise die Derra de Moroda Dance Archives, und auch das Literaturarchiv Salzburg ist eine universitäre Einrichtung. Das Leopold-Kohr-Archiv ist immer gefragt, wenn es um Zukunftsperspektiven geht. Das Karajan-Institut, der Fotohof, die Stieglbrauerei, das Volksliedwerk – sie alle sammeln auch. Nicht zu vergessen natürlich aufs Landesarchiv, das in Regal und Festplatte gegossene Gedächtnis des Bundeslandes.

Insgesamt fünfzehn Einrichtungen machen heuer also sinnvollerweise speziell auf ihr Online-Angebot aufmerksamkeit. Themenspezifische Plattformen und Datenbanken machen Inhalte im Netz frei zugänglich, nicht nur für Forschungszwecke. So gibt es im Internet Sammlungen von Urkunden, Dokumenten, Landkarten und Liederbücher zum Heranzoomen und Durchklicken. Virtuelle Ausstellungsbesuche werden ebenso möglich wie detaillierte Einblicke in den Haushalt einer Kaufmannsfamilie oder in Leben und Werk von Stefan Zweig.
„Neben der klassischen Bestandserhaltung zählt auch die Digitalisierung und Online-Bereitstellung von Kulturgut zum Tätigkeitsspektrum der Archive“, bekräftigt Kulturressort-Chef Bernhard Auinger. „So sind sie nicht nur Kultur- und Wissenseinrichtungen, sondern auch Informationsdienstleister.“ Mit den digitalen Angebot erreiche man neue Zielgruppen und machen verlässliche Quellen öffentlich. „Denn gerade die fachliche Kompetenz der Archive und ihre wichtige Rolle für die Wissensorganisation der Gesellschaft gewinnen im Zeitalter der Informationsfülle zunehmend an Bedeutung“, so Auinger.

Man versucht, Menschen auch mit einem Gewinnspiel für die Tätigkeit der Archive zu interessieren. Drei Goodie-Bags von den Salzburger Archiven werden verlost. Vielleicht darf der Gewinner sogar in den echten Spengler'schen Geschäftsbüchern aus dem 18. Jahrhundert blättern?

Das für die Tage der Archive ursprünglich geplante analoge Programm wird auf nächstes Jahr verschoben. Eine Übersicht über die Online-Angebote der Salzburger Archive gibt es unter www.wissensstadt-salzburg.at/tage-der-archive-2020
Bilder: Stadt Salzburg / Archiv-Portal / Stadtarchiv (1); Landestheater (1); Fotohof (1)

 

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