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Notbremse oder ein längeres Bremsmanöver?

IM WORTLAUT / RAUCHMÜHLE (2)

20/05/19 Von einem potentiellen Eintrag ins Buch der Rekorde spricht der Dachverband Salzburger Kulturstätten: „Nur neun Tage nach der Angelobung des Salzburger Gemeinderates versenken die politisch Verantwortlichen das erste große Kulturprojekt, das Probenzentrum Rauchmühle.“ Der Dachverband hat sich in der freien Szene umgehört.

„Bei allem Verständnis für die finanziellen Gründe, ist die Absage an das Projekt Rauchmühle – seit 2014 ein Hoffnungsschimmer für freie, das heißt nicht an Institutionen gebundene Kunst- und Kulturproduktion in Salzburg – nicht nur bitter, sondern möglicherweise auch ein generell fatales Signal für das freie Kunst- und Kulturschaffen in der Stadt“, findet Sebastian Linz, künstlerischer Geschäftsführer ARGEkultur. „Es braucht nun ein klares Bekenntnis der Stadtpolitik zur freien Kunst und Kultur und den politischen Willen, die freiwerdenden, bereits bewilligten Gelder produktiv in die langfristige und strategische Förderung dieser Szene(n) zu investieren.“ Sebastian Linz fordert bei dieser Gelegenheit gleich auch „eine substanzielle Erhöhung der Projektfördermittel für freie Kunstproduktion (u.a. auf fair-pay-Basis)“, die „nach dem Vorbild anderer Städte für Salzburg längst überfällig“ sei.

Roman Stalla ist Präsident des Bachchors Salzburg, der in der Rauchmühle endlich eine „Heimat“ hätte finden sollen. Er spricht von einem „schweren Rückschlag“, nach „vier Jahren intensiver Planungs- und Konzeptionsarbeiten … und auch nach bereits getätigten Investitionen des Bachchors“. Eine „sehr gute Gelegenheit“ sei „nach vergebens investierten 546.000 Euro und vier Jahren des Stillstands leichtfertig vergeben“ worden.

„Dass Salzburgs Kulturvereine, Theaterleute und Tanzgruppen, die es in großer Zahl gibt, dringend ein Probenhaus brauchen, weiß man seit fast zwanzig Jahren genau“, bekräftigt Dachverbands-Vorsitzender Karl Zechenter. „Nach vier Jahren Planung das Projekt plötzlich zu versenken, ist ein Schlag in das Gesicht aller an Kultur- und Kunst-Interessierten in Salzburg.“

Von einer „Notbremse“ hatte Bürgermeister Harald Preuner am Freitag (17.5.) gesprochen. Der Dachverband ortet aber einen längeren Bremsvorgang: Die fehlenden Proberäume – inkl. Werkstätten – seien der Stadtpolitik seit langem bekannt, sie waren bereits Thema beim ersten Kulturleitbild der Stadt Salzburg zu Beginn der 2000er Jahre. Die Kulturabteilung der Stadt Salzburg habe in vorbildlicher Weise mit viel Engagement über vier Jahre eine Planung gemeinsam mit Künstler, Künstlerinnen und Kulturinteressierten für das „Offene Kreativzentrum Rauchmühle“ entwickelt. „Zuletzt wurde das Ursprungkonzept immer wieder von Seiten der ÖVP aufgeweicht – etwa mit der Forderung nach einer zusätzlichen gastronomischen Nutzung sowie der Forderung nach immer mehr Platz für 'Start-Ups' zu Ungunsten der Proberäumlichkeiten“, so Thomas Randisek vom Dachverband in einer Presseaussendung am Sonntag (19.5.). „Das Nutzungskonzept lag nun – ebenso wie der Kaufvertrag – über ein halbes Jahr in der Schublade des Bürgermeisters. Kaum angelobt, wird dieses notwendige Projekt nun mit Hinweis auf die nun auftauchenden 'zu hohen Kosten' zu Grabe getragen“, so Randisek, der die Entscheidung deshalb „unglaubwürdig“ findet.

Man schade damit jedenfalls „jenen Künstlern, Künstlerinnen wie auch den vielen ehrenamtlichen kulturbegeisterten Salzburgern und Salzburgerinnen, für die Proberaummieten unerschwinglich bleiben oder für die es schlicht und einfach keinen Platz gibt.“ (Dachverband/dpk-krie)

Bilder: dpk-krie/klaba
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