asdf
 

Die Kunst griechischer Wirtschaftsflüchtlinge

 

HINTERGRUND / RESTITUTION

15/05/19 Nach Sotschi sind Österreicher zuletzt gereist, um Gold in Form von Medaillen oder Rubel für Seilbahntechnologie einzuheimsen. Heute Mittwoch (15.5.) geschieht dort etwas anderes: Bundespräsident Van der Bellen übergibt an Wladimir Putin eine Urkunde, die die Restitution von acht Kunstwerken aus dem Salzburg Museum regelt.

Von acht antiken Kulturgütern, die im Zuge des Zweiten Weltkriegs nach Salzburg gekommen sind, konnte die Provenienz nun eindeutig geklärt werden. Die fünf Grabreliefs und drei Amphoren aus hellenistischer Zeit sollen im Herbst an das Historisch Archäologische Museum in Temryuk in der Region Krasnodar im heutigen Russland zurückgegeben werden. Die Rückführung der Kunstobjekte ist für Herbst 2019 vorgesehen.

Dass diese Stücke nichts mit Salzburg und seiner Kultur zu tun haben, war klar, aber die Herkunft ungewiss. Bereits die Museumsdirektoren Albin Rohrmoser und Fritz Moosleitner hatten sich um die Klärung der Umstände bemüht und auch Dokumente gefunden, die auf eine Herkunft aus der damaligen Sowjetunion verwiesen. Erst die Recherchearbeiten fürs vorigjährige Ausstellungsprojekt „Anschluss, Krieg und Trümmer – Salzburg und sein Museum im Nationalsozialismus“ brachten eine genaue Klärung: 1943, also während des Zweiten Weltkrieges, sind die Amphoren und Grabreliefs 1943 von einem Offizier, der aus Salzburg stammte, aus dem sowjetischen Museum in Temryuk in seine Heimat geschickt worden.

Der hellenistischen Zeit (Ende des 4. bis zum 1. Jahrhundert v. Chr.) werden drei fragmentierte Reliefplatten zugeordnet, die einst Gräber reicher Verstorbener im Osten des antiken griechischen Kolonisationsgebietes zierten. In den dortigen Stadtkolonien hatten sich seit dem 8. und 7. Jahrhundert v. Chr. vermehrt Auswanderer aus dem griechischen Kernraum im östlichen Mittelmeer niedergelassen, um Überbevölkerung und Nahrungskrisen zu entgehen. Im Laufe der Jahrhunderte waren daraus an den Küsten des Schwarzen Meeres blühende griechische Städte entstanden, die die griechisch-hellenische Kultur und Formensprache am Rand der skythischen Steppenbevölkerung Eurasiens etablierten. So zeigt einer der Grabsteine im Flachrelief typisches griechisches Mobiliar, unter anderem ein Liegesofa, auf dem sich eine erwachsene Person ausstreckt. Es handelt sich um eine charakteristische Szene eines griechischen Gelages, eines sogenannten symposion, bei dem der oder die Bestattete in entspannter Atmosphäre dargestellt ist.

Der zweite hellenistische Grabstein, ein reiter-Motiv, illustriert die Verschmelzung griechischer und einheimisch-eurasischer Kulturelemente: Der um die Schultern gehängte Bogen- und Pfeilköcher seien eindeutige Elemente aus der Kultur der reiternomadischen Bewohner der südrussischen Steppe, erklären Fachleute. Auch auf dem dritten Grabstein ist ein reiter zu sehen, ein Bogenschütze, der eine „phrygische Mütze“ trägt, die traditionelle Kopfbedeckung anatolisch-asiatischer Kämpfer.

Symposion und gesellschaftlicher Status spiegeln sich auch in den drei dickbauchigen Amphoren, die ebenfalls aus Temryuk entwendet wurden. In ihnen wurde Wein transportiert, der den griechischen Kolonisten in hellenistischer Zeit das Heimweh versüßen sollte. (Salzburg Museum/dpk-krie)

Bilder: Salzburg Museum

 

DrehPunktKultur - Die Salzburger Kulturzeitung im Internet ©2014