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Der Weg dreier geraubter Bücher

HINTERGRUND / BUCH-RESTITUTION

11/03/19 Warum hat die Salzburger Universitätsbibliothek drei Bücher von Moritz Güdemann, der in den letzten Jahrzehnten der Monarchie Oberrabbiner in Wien war? – Solchen Fragen geht die Provenienzforschung nach. Die drei Bücher werden morgen, Dienstag (12.3.) an die Israelitische Kultusgemeinde Wien restituiert.

Dr. Moritz Güdemann (1835-1918) war ein bedeutender jüdischer Gelehrter und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Werke v.a. zur jüdischen Geschichte. Zeitlebens war er Vertreter einer traditionellen Auslegung des Judentums verbunden mit der unverbrüchlichen Treue zum österreichischen Kaiserhaus. 1866 wurde Moritz Güdemann als Prediger nach Wien berufen und 1894 zum Oberrabbiner ernannt. Er übte er dieses Amt bis zu seinem Tod aus. Für seine zahlreichen Verdienste im religiösen, kulturellen und sozialen Umfeld Wiens – so begründete er etwa eine Volksküche für Bedürftige jüdischer und christlicher Konfession – wurde Güdemann vom Kaiser 1897 mit dem Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens ausgezeichnet. Sein Bestreben, dem zunehmenden Antisemitismus in Österreich durch Aufklärung und Informationen über die jüdische Geschichte entgegenzutreten, blieb letztendlich leider erfolglos.

Güdemann vererbte seine Bibliothek einer jüdischen Einrichtung in Wien. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 wurde diese beschlagnahmt. Einen Teil der Werke Güdemanns bekam das „Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands“, dessen Forschungsschwerpunkt die sogenannte Judenfrage war.

In der Universitätsbibliothek Salzburg, wo seit ist Irmgard Lahner, wird seit 2009 NS-Provenienzforschung betrieben. Da kam also heraus, dass nach dem Krieg drei Bücher Güdemanns vom Offenbach Archival Depot in Offenbach bei Frankfurt a. M., einer Sammelstelle für jüdisches Raubgut im amerikanischen Sektor Deutschlands, in den Besitz der Universitätsbibliothek kamen. Als NS-Raubgut werden sie morgen, Dienstag (12.3.) restituiert. (Universitätsbibliothek Salzburg/dpk)

Bilder: Archiv der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg (1); UB Salzburg (2)

 

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