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„Zuhause“ – leider immer noch in einer „Einrichtung“

HINTERGRUND / SOZIALPOLITIK / KINDER- UND JUGENDRAT

16/08/17 Rund fünfhundert junge Salzburgerinnen und Salzburger leben in betreuten Wohngemeinschaften und Kinderdörfern. Seit drei Jahren haben sie eine Stimme: den Kinder- und Jugendrat. Dessen Vorsitzende ist die siebzehnjährige Luna Deutsch.

Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche in Wohngemeinschaften, betreutem Wohnen oder Kinderdörfern leben, sind so vielfältig wie das Leben selber: Schicksalsschläge wie der Tod der Eltern, psychische Probleme, Gewalt, Missbrauch und vieles mehr.

Das 2015 erstmals gewählte Gremium ist ein Beispiel für gelebte und direkte Demokratie. In den einzelnen Wohngemeinschaften und Kinderdörfern gibt es Sprecher, diese wählen ihre neun Vertreter und diese wiederum den Vorsitz. Luna Deusch hat das „Amt“ seit einem Jahr inne und sagt: „Das Sozialsystem in Salzburg ist super, aber dennoch gibt es noch viel zu tun.

Offen erzählt Luna, wie sie mit 15 in eine der betreuten Wohngemeinschaften gekommen ist, zu Hause wurde ihr aus verschiedenen Gründen alles zu viel. „In der WG war ich mit sieben anderen Mädels zusammen, natürlich geht da nicht alles glatt. Aber ich würde heute nicht so dasitzen, wenn ich diese Möglichkeit nicht gehabt hätte“, erzählt die junge Salzburgerin, die das BORG Nonntal besucht. Ihre persönlichen Ziele hat sie klar definiert, sie wirkt voller Selbstvertrauen: Matura machen, studieren und dann selber im Sozialbereich arbeiten. Erfüllbare Träume, für die sie hart arbeitet. Die Tätigkeit als Vorsitzende und damit Stimme anderer Betroffener bringt sie in dieser Hinsicht sicher weiter.

Georg Gruber, der für die Qualitätssicherung der Kinder- und Jugendhilfe zuständig ist, schätzt den Input des Kreises, der alle zwei Monate tagt. „Die Betreuer sind um 20 bis 40 Jahre älter als jene, die es betrifft. Wichtig, dass wir ,aufgeklärt‘ werden, was die Jugendlichen bewegt“, bringt er es auf den Punkt. Die Ergebnisse des Rates kommen durch Luna auf direktem Wege zu ihm, dann wird abgewogen, was weiter geschieht. „Viele Dinge können wir relativ direkt umsetzen, andere müssen wir mit den politisch Verantwortlichen klären“, so der Sozialarbeiter.

Sozialreferent Heinrich Schellhorn ist von der Notwendigkeit und Effizienz des Rates überzeugt: „Diese jungen Menschen hatten in Salzburg bis 2015 keine offizielle Möglichkeit, sich einzubringen und für sich zu sprechen. Das wollte ich mit dem neuen Kinder- und Jugendhilfegesetz ändern, genau das ist gelungen. So haben wir zum Beispiel den Vorschlag für mehr Taschengeld berücksichtigt, um die Situation zu verbessern.“

Eines hat selbst die energische Luna Deutsch noch nicht geschafft: „Wir mögen das Wort ,Einrichtungen‘ gar nicht. Das klingt so nüchtern und steif, wird dem nicht gerecht, was es für uns ist.“ Sie hörte „Zuhause“ lieber - „auch wenn es oft nur ein vorübergehendes ist“. (Landeskorrespondenz)

Bilder: Land Salzburg/Melanie Hutter

 

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