Gratis-WLAN bei den Callot-Zwergen

DENKMALSCHTZ / ZWERGENGARTEN

18/05/18 Auch Zwerge müssen mit der Zeit gehen. Drum wird man die kleinen buckligen Genossinnen und Genossen künftig nicht nur mit dem Handy fotografieren können, sondern kann sich auch gleich in den öffentlichen Access-Point einklinken.

Von Reinhard Kriechbaum

Mag sein, dass diesmanche Leute gerade dort nicht für die Causa prima halten, aber was soll's. Man denkt, so hieß es in einem Pressegespräch heute Freitag (18.5.), auch über ein – natürlich interaktives – pädagogisches Konzept nach, um das Tun und die Attribute der Zwerge heutigen Menschen näher zu bringen. „Zusätzlich kann der Garten ein Ort für ausgesuchte Veranstaltungen werden – Märchenstunden für Kinder sind ebenso vorstellbar, wie Trauungen“, so Bürgermeister Harry Preuner.

Die Idee mit den Trauungen hat was: Die Bräute können sich freuen, dass ihre Herzallerliebsten im Regelfall deutlich besser gebaut sind als deren steinerne Geschlechtsgenossen. Und die Ehekandidaten können sich anhand der weiblichen Exemplare gleich eine Vorstellung machen von den künftigen Tätigkeitsfeldern der Angetrauten. Die Zwerginnen sind ja mit Gemüseernte und anderen nutzbringenden Arbeiten beschäftigt.

Nun stehen die 17 Zwerge also nach winterlicher Aufpolierung an ihren Plätzen. Genauer gesagt: Sie haben Beton-Podeste bekommen, so dass man ihnen sozusagen auf Augenhöhe begegnet. Der Bastionsgarten ist neu gestaltet, er wirkt aufgeräumt. Im März 2015 fanden archäologische Grabungen statt, bei denen die Fundamente der barocken Brunnenanlage im Zentrum der Wasserbastei gefunden wurden. „Die Neuaufstellung der barocken Zwergenfiguren zielt auf eine deutlich verbesserte künstlerische Wirkung und Wahrnehmbarkeit ihrer Bedeutung und Würde“, unterstreicht Landeskonservatorin Eva Hody.

Um eine kreisförmige Grünfläche stehen die zwölf Monatszwerge. Etwas abseits halten sich die anderen auf: Tänzer, Duellanten, Türken und Pallonespieler. Der intellektuelle Brillenträger steht auch allein da.

„Der Untersberger Marmor ist weitgehend kompakt“, erklärt Restaurator und Steinmetzmeister Erich Reichl. „An den Oberflächen hatten sich vor allem organische Verunreinigungen aus Algen und Pilzen gebildet, die wir möglichst substanzschonend entfernt haben.“ Fehlstellen habe man nur ergänzt, wenn dies konservatorisch notwendig war. „Zusätzlich arbeiten wir ein Wartungskonzept mit regelmäßigen Wartungszyklen aus. Der jetzige gute Erhaltungszustand soll langfristig erhalten bleiben.“

Die neue Gruppierung – vor allem der Abstand zu den Bäumen – soll die Zwerge schonen. Die erhöhten Sockel schützen auch vor Spritzwasser. In den Wintermonaten werden die Figuren zum Schutz vor Frosteinwirkung künftig eingehaust.

Der ursprüngliche Garten befand sich im Bereich des heutigen Zauberflötenspielplatzes und war 1695 weitgehend fertig. Er ist nach heutiger Kenntnis der älteste Zwergengarten Europas. Die ersten Zwerge wurden vermutlich 1691/92 von einem Künstlerkollektiv unter Leitung von Ottavio Mosto und Bernhard Michael Mandl gefertigt. Der Zwergerlgarten umfasste ursprünglich 28 Zwerge. Der bayerische Kronprinz Ludwig bezog im Juni 1811 das Schloss Mirabell gemeinsam mit seiner jungen Gemahlin Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen als Sommersitz. „Ludwig ließ alsbald die Zwerge entfernen, weil er sich angeblich sorgte, der Anblick der mißgestalteten kleinen Menschen aus Untersberger Marmor könnte seiner schwangeren Gattin bzw. deren noch ungeborenem Kind schaden“, erklärt der ehemalige Direktor des Salzburg-Museums, Erich Marx. Die Zwerge wurden verscherbelt. 1919 fasste der Salzburger Gemeinderat den Beschluss, den einzigartigen Garten im Bereich des Basteigartens wieder zu errichten. Der Verschönerungsverein – der heutige Stadtverein – setzte sich besonders für die „Rückkehr“ der Zwerge ein. Heute befinden sich 17 Zwerge im Besitz der Stadt Salzburg.

Am Freitag, 25. Mai findet im Zwerglgarten ab 15 Uhr ein Fest statt. Neben viel Unterhaltung musikalischer und zirzensischer Art geben die ausgewiesenen „Zwergenexperten“ Christian Stadler und Reinhard Medicus Einblicke in die Entstehungsgeschichte und Besonderheiten der barocken Figuren.

Bilder: dpk-krie
Zur Hintergrund-Geschichte Einiges auf dem Buckel