Die Essenz des Buchmachens

DIE SCHÖNSTEN BÜCHER ÖSTERREICHS

21/03/17 Auch Buchdrucker, Schriftsetzer oder Grafiker haben ihren Anteil daran, wenn die Leser ein Buch gerne und möglichst immer wieder in die Hand nehmen. Gleich drei der fünfzehn „Schönsten Bücher Österreichs“ stammen aus Salzburg. Ausgezeichnet wurden die Universität Mozarteum, die Edition Fotohof und der Residenz Verlag.

Von Heidemarie Klabacher

Es sei nicht nur ein Zeichen für den Stand einer Kultur, welche Bücher Jahr für Jahr erscheinen, „sondern auch wie eine Gesellschaft mit ihren Büchern umgeht, wie sie diese Geschichts- und Geschichtenbehälter tradiert und zugänglich macht – und nicht zuletzt, wie sie ihre Bücher gestaltet“, sagte Kulturminister Thomas Drozda bei der Prämiierung der „Schönsten Bücher Österreichs 2016“ Anfang März in Wien.

Der Wettbewerb wolle jene Berufsgruppen auf die Bühne holen, die für gewöhnlich nur klein gedruckt im Impressum eines Buches vorkämen, nämlich „jene Kreativen, die uns Leser erfreuen, wenn wir die von ihnen gestalteten und komponierten Bücher zur Hand nehmen“. Wie Österreichische Gegenwartsliteratur weit über die Grenzen des Landes hinaus gelesen werde, so Drozda, genössen auch „Bücher aus österreichischen Verlagen, von österreichischen Herstellern und von österreichischen Grafikern und Buchgestaltern einen hervorragenden Ruf“.

Mit den schönsten Büchern Österreichs wird die Essenz des Buchmachens gewürdigt, von der Gestaltung über das Druckhandwerk bis hin zur Ausstattung“, sagte Benedikt Föger, der Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels. „Die 15 schönsten Bücher 2016 beeindrucken mit ihren kreativen Ansätzen und ihrer innovativen Umsetzung in diesem Jahr ganz besonders.“

Der Jury gehörten Fachleute aus den Branchen Druck, Buchbinderei, Satz, Gestaltung, Verlag, Buchhandel und Medien an. Die Bücher mussten zwischen 1. Dezember 2015 und 30 November 2016 publiziert und entweder in Österreich verlegt, gedruckt oder gestaltet worden sein.

Das Bundeskanzleramt und der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels prämieren die Publikationen und vergeben an drei von ihnen Staatspreise in der Höhe von jeweils 3000 Euro.

Diese gingen heuer an „aufSÄTZE! Essays zur Poetik, Literatur und Kunst“ von Ferdinand Schmatz und Gerald Bast in der Kategorie Allgemeine Literatur. An „SchwarzÖsterreich. Die Kinder afroamerikanischer Besatzungssoldaten“ von Niko Wahl, Philipp Rohrbach und Tal Adler in der Kategorie Allgemeine Sachbücher. Und an „The Toolbox is You“ herausgegeben von der Denkwerkstatt für Zukunftsthemen GLOBART und vom Verein für Achtsamkeit in der Kategorie Lehr- und Schulbücher/Wissenschaftliche Publikationen.

Nun aber zu den „Schönsten Büchern“ aus Salzburg: Das Department für Bühnen- und Kostümgestaltung, Film- und Ausstellungsarchitektur der Universität Mozarteum wurde in der Kategorie „Zeitgenössische Kunstbände, Fotokunst, Architektur, Ausstellungs-Kataloge“ ausgezeichnet. Und zwar für den Katalog „Frida Parmeggiani Kostümabstraktionen“, einer Koproduktion der Universität Mozarteum und „Kunst Meran“ anlässlich der Frida-Parmeggiani-Ausstellungen 2016 in Salzburg und Meran. „Die Farbe Schwarz wird wie ein Leitmotiv eingesetzt, eine Hommage an die Monochromie, in der die Künstlerin immer gearbeitet hat“, vermerkt die Jury. „Der Gestaltung des Buches gelingt es, zwei scheinbar widersprechende Vorgaben umzusetzen: einerseits die übersichtliche Differenzierung der Vielfalt in der Genese, andererseits – unterstützt von der Qualität der Fotografie und des Drucks – die bühnenhafte Inszenierung der durch minimalistische Reduktion charakterisierten Ästhetik der Kunstwerke.“

In der Edition Fotohof erschienen ist die Autobiografie „Die Antwort des Bildes“ der Fotografin Verena von Gagern-Steidle, einer der führenden Autorenfotografinnen Deutschlands. Ausgezeichnet in der Kategorie Zeitgenössische Kunstbände, Fotokunst, Architektur, Ausstellungskataloge besteche das Buch durch ein schönes, bibliophiles Format, so die Jury. „Typografisch beeindruckt der klassische, elegante Satz, der Satzspiegel interpretiert die Bilder auf den einzelnen Seiten auf stilvolle und feine Weise. Dieses ausgewogene Werk macht insgesamt einen ruhigen, zurückgenommenen Eindruck, man könnte es fast als zart bezeichnen.“

Aus dem Residenz Verlag kommt das Buch „Topografie der Erinnerung“, das erstmals die wichtigsten Reden und Aufsätze des Essayisten Martin Pollack versammelt und in der etwas weitläufigen Kategorie Allgemeine Sachbücher, Kochbücher und Ratgeber, sowie regionale und historische Bildbände ausgezeichnet wurde. „Immer wieder stellt Martin Pollack die zentrale Frage der Geschichtspolitik: Wie können und müssen wir heute mit dieser Erinnerung umgehen?“, betont die Jury. „Die dem Text entsprechenden Schwarzweiß-Fotografien im besonders schön gestalteten Buch unterstreichen das Geschriebene nochmals auf ergreifende Art und Weise. Schon das als Covermotiv gewählte Foto, ein kleiner Junge mit zum Hitlergruß erhobenen Arm, verstört und irritiert, macht aber neugierig auf die Essays des außerordentlichen Erzählers.“

Eine Ausstellung im designforum Wien zeigt bis 2. April die prämierten Werke sowie die Titel der Longlist und stellt Bezüge zwischen den verschiedenen Aspekten der österreichischen Buchgestaltung her - www.schoenstebuecher.at
Bilder: HVB/Teresa Preis (1); Universität Mozarteum (1)