Rund und neben den drei Türmen fürs Streusalz

HINTERGRUND / ARCHITEKTURPREIS DES LANDES

29/09/16 Wer als Spaziergänger oder Radfahrer aus Richtung Salzachsee Richtung Alt-Liefering geht oder fährt, sieht drei riesige Silo-Türme. Aber es sind wohl nur Stümper, die das schlicht eine Verschandelung von Naturlandschaft nennen. Die neue Autobahnmeisterei Salzburg war jüngst den Architekturpreis des Landes wert.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Marte.Marte Architekten (Bernhard und Stefan Marte) aus Weiler in Vorarlberg sind also Preisträger der diesmal mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung. Bisher war der Architekturpreis des Landes Salzburg eine ehrenvolle, aber geldlose Angelegenheit.

Von einer gelungenen Verbindung von Ästhetik und Funktion sprechen Architekturfachleute, die die Autobahnmeisterei vermutlich eher aus der Perspektive vom Autobahnknoten Salzburg Mitte beurteilt haben. Über die Lärmschutzwände sieht man ja bloß das obere Ende der drei auffälligen Salzsilos, und den Blick auf Maria Plain wird man am Steuer eines PKW sitzend nicht wirklich missen. Anders stellt es sich schon dar, wenn man aus dem tiefer liegenden Salzachseegebiet – mit immer noch weiten landwirtschaftlichen Nutzflächen Richtung Südosten schaut. Da verstellen die Silos den Blick auf den Untersberg...

Aber Gusto und Ohrfeigen sind eben verschieden. „Aus den banalen Ingredienzen einer Nutzanlage wurde eine präzise und erstklassige Anlage gestaltet, mehr noch: ein hochwertiger Platz“, schwärmt Marie-Claude Bétrix, die Vorsitzende der Jury. „Hier weist der Negativraum, der eigentliche Innenhof, so hohe Qualitäten auf wie all die Bauten, die ihn rundum bestimmen. Proportionen und Nutzungen, Materialien und Betrieb, Ästhetik und Gebrauch, die Qualitäten zeigen sich ununterbrochen in allen Teilen.“

Vielleicht ist es das Problem, dass der Normal-Salzburger nie so nahe rankommt an die Autobahnmeisterei, auf dass er all das sehen und gebührend bewundern könnte. Folgen wir also der Jury: Der Entwurf von Marte.Marte Architekten beweise, „dass auch technische Arbeitsplätze architektonisch nicht stiefmütterlich behandelt werden müssen. Von Anfang an gut durchdacht und präzise organisiert, sind sie im Aufbau nicht teurer, im Betrieb aber übersichtlicher und effizienter zu nutzen.“

Die Initiative Architektur ist seit dem Jahr 2000 mit der Organisation des Preises betraut. Eine von fünf Salzburger Institutionen (ZT-Kammer für Oberösterreich und Salzburg, Initiative Architektur, Landesbaudirektion sowie Kulturabteilung des Landes und Landes-Kulturbeirat) vorgeschlagene Jury beurteilte die 35 eingereichten Bauten sowie die zwölf fürs Architekturstipendium in Frage kommenden Projekte. Jurymitglieder waren die Architekten Marie-Claude Bétrix und Roland Winkler sowie Landeskonservatorin Eva Hody.

Vergeben wurden auch zwei Anerkennungspreise für den „Zugang Schallmoos“ zum Hauptbahnhof Salzburg (Einreicher: kadawittfeldarchitektur) und für die Panzerhalle in Taxham (Einreicher: Arge Panzerhalle: LP architektur, hobby a. schuster & maul, cs-architektur, strobl architekten). Das Stipendium in der Höhe von 5.000 Euro erhält Wilhelm Scherübl für sein Forschungsvorhaben „Urbane Adaptation“.

„Bei der Überarbeitung der Kultur-Preislandschaft konnten wir die lange geforderte Dotierung des Architekturpreises umsetzen. Heuer werden erstmalig 10.000 Euro vergeben. Der Architekturpreis ist somit aufgewertet und erzielt nun österreichweit ein größeres Echo“, so Landesrat Heinrich Schellhorn.

Alle eingereichten Projekte sind bis 23. Oktober, in einer Ausstellung im Ausstellungsraum der Initiative Architektur im Künstlerhaus zu sehen – www.initiativearchitektur.at
Das Architekturbüro Marte.Marte Architekten: www.marte-marte.com
Bilder: www.marte-marte.com / Marc Lins