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Baum des Jahres: die Eiche

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

20/05/16 Natürlich fällt uns das Attribut „deutsch“ ein zur Eiche, und dazu hinwiederum leider nicht nur Andrea Merkel und die „Willkommenskultur“, sondern auch die AfD und das Statement eines ihrer hochrangigen Vertreter, dass „die Leute“ Jérôme Boateng, den dunkelhäutigen deutschen Profi-Kicker, zwar auf dem Spielfeld schätzten, ihn aber nicht zum Nachbarn haben wollten.

Dem begründeten Sturm der Entrüstung hielte nicht einmal jener Baum stand, dem man gemeinhin allergrößte Härte und Widerstandskraft zutraut: die Eiche. Sie ist „Baum des Jahres 2016“. Die Ehre vergeben das österreichische Lebensministerium und das Kuratorium Wald seit 1994. Die Eiche komme, so heißt es in einer Aussendung der Salzburger Landeskorrespondenz heute Montag (30.5.), in Österreich in vier Arten vor, eine davon im Land Salzburg. „Die urwüchsige Region der Stieleiche, früher auch Sommereiche genannt, liegt im Flachgau und im Tennengau.“

Heimat-tümelnde Menschen freunden sich nicht zu Unrecht gerne mit der Eiche an: „Das Wurzelsystem der Eichen ist besonders mächtig entwickelt. Die Pfahlwurzel der Stieleiche reicht mehrere Meter tief in den Boden und trägt so zur Verfestigung des Bodens bei.“ Eine andere Fähigkeit dieses Baumes, nämlich „sich an veränderte Umweltgegebenheiten anzupassen“, ist vielleicht weniger nach dem Geschmack jener, die sich stark wie Eichen Veränderungen über dem verfestigten Heimatboden entgegen stemmen.

In früheren Jahrhunderten wurde Eichenholz wegen seiner Zähigkeit und Härte bevorzugt für die Herstellung von Geschützlafetten verwendet. So ist man bösen Eindringlingen welcher Hautfarbe auch immer begegnet. Eichenmobiliar ist im Zeitalter der Wegwerfmöbel aus Platten, die aus zerschnipseltem Holz bestehen, nicht mehr so gefragt. Wenn doch, dann wollen wir hoffen, dass die Eiche nicht dunkel gebeizt ist und uns so an missliebige Nachbarn erinnert.

 

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