Zwergln

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

15/12/15 Der „Jungen Negerin“ ist es an den Kragen gegangen, genauer gesagt: der Beschriftung unter dem Bild des Jugendstilmalers Simon Maris, das im Rijksmuseum hängt. In Amsterdam hat man nämlich die Lektion in Sachen politischer Korrektheit gelernt und rassistische Gemäldenamen gründlich ausgemerzt.

Keine Neger mehr, auch keine Indianer. Der „Negro servant“ dient jetzt als „Schwarzer“. „Black“ geht noch an auf englischen Taferl. Die „Junge Negerin“ sitzt jetzt als „Junges Mädchen mit Fächer“ im Rahmen. Das Rijksmuseum besitze etwa 1,1 Millionen Exponate, die man namensmäßig durchforstet hat, heißt es in einer Aussendung des Museums. Es sei das erste Mal, dass ein europäisches Museum so viel Aufwand betreibt, um Titel von Werken abzuändern. Die Museumsleute rechtfertigen sich damit, dass in den Niederlanden Millionen von Menschen mit kolonialen Wurzeln lebten. „Allein deshalb sind die Änderungen wichtig“, so Martine Gosselink, Projekt-Initiatorin des Rijksmuseums.

Das, was man so schön einen „shitstorm“ nennt, ließ nicht auf sich warten. Aber auch Experten stufen die umfassende Redigierung von Bildtiteln durch das Museum als eine Form von Zensur ein. „Ich finde, dass es absolut falsch ist, Wörter wie 'negro' oder sogar 'nigger' aus historischen Texten zu entfernen. Es wäre unehrlich, denn die Ausführenden schreiben die Geschichte neu. Zum anderen ist es Zensur auf künstlerischer Ebene.“ So der Historiker Julian Spalding in einem Bericht der „Times“.

Übrigens: Auch der „Zwerg“ ist fortan aus den Museumsräumen in Amsterdam verbannt. Gerade das sollte uns in Salzburg zu denken geben. Hierorts wird Kindern im DomQuartier eine „Führung mit Hofzwerg Franz von Meichelböck“ angeboten. Fünf- bis Zehnjährige mit einem Hofzwerg als Führer? Da kann man als Mensch oder Menschin mit von der Political Correctnis gesäuberten Ganglien nur fassungslos den Kopf schütteln.

Aber was soll man in Salzburg schon anderes erwarten? Immerhin besuchen jedes Jahr Millionen Touristen nicht nur den Mirabellgarten, sondern sie steigen auch die paar Stufen hinauf zum Zwerglgarten. Das schlägt nun wirklich dem Fass den Zacken ins Gesicht. Nicht nur, dass die in Stein gehauenen Kleinwüchsigen allerlei unangenehme Arbeiten verrichten müssen. Die Bonsai-Werktätigen müssen sich auch noch in der zwergischen Diminuitivform diffamieren lassen!