Mehr als neue Weichen: neue Geleise!

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

13/10/15 Ist es notwendig, in Hallein für die Bahnlinie „Kultur“, auf der ohnedies auch dort Züge in ansehnlicher Dichte verkehren, nicht nur Weichen neu zu stellen, sondern gleich neue Geleise zu verlegen? Wahrscheinlich ja.

Für die „alte“ Kultur steht das Kulturforum Hallein, Jahrzehnte lang so verdienstvoll wie kreativ und im besten Sinn weltoffen geleitet von Friedl Bahner. Er trachtete stets danach, einen Ausgleich zu schaffen zwischen der „lokalen/regionalen“ Kultur und Einladungen von Produktionen von anderswo. Das über die lange Zeit bewährte Modell sicherte umfassende Kultur-Perspektiven.

Es wäre entschieden zu überspitzt formuliert, dass sich ein solches Angebot überlebt hätte. Natürlich ist es wichtig, nicht nur in der lokalen Suppe zu köcheln. Aber um einer Bezirks-Kulturstadt quasi vor der Haustür der Landeshaupt-Kulturstadt Format zu sichern und Bestand zu geben, muss man wahrscheinlich heutzutage wirklich ein wenig anders vorgehen. Die redliche Volksbildungs-Perspektive, für die Friedl Bahners produktive und aufgeschlossene Arbeit steht, darf man da schon hinterfragen. Er war und ist Neuem stets zugetan. Aber ein Problemfeld ist eben, dass ein regionaler Veranstalter dann doch nicht mithalten kann mit dem städtischen Kulturangebot. Sprich: Wer österreichische Produktionen sehen möchte, Kabarett und Musik von weiter her, wird sich doch letztlich ins Auto oder in die S-Bahn setzen und gen Salzburg fahren. So wie auch Halleiner selbstverständlich im Europark einkaufen und andere Bonitäten der ganz nahen Stadt nützen, ist ihnen der Weg zur Kultur zwischen Festspielhaus und ARGE, zwischen Rockhouse und Jazzit, zwischen Literaturhaus und den Theatern ohne weiteres zumutbar.

Aber: Es gibt in Hallein eine gemessen an der Einwohnerzahl überaus beachtliche Zahl an örtlichen Kulturinitiativen. Manche Einrichtungen und Ensembles arbeiten bereits lange und kontinuierlich, andere haben sich in junger und jüngster Vergangenheit herausgebildet. Etwas wie die „Schmiede“, die Galerie FreiRäume, „Creative Industries“ und dergleichen mit dem schon länger Bestehenden zu vernetzen, hat unbedingt Sinn. Da können Synergien wachsen, das eine Neugier fürs andere wecken – und all das gehört dann genuin an den Ort, in die Region. Das hat dann seinen Platz und seine Berechtigung hier und macht Hallein auf seine Weise unverwechselbar.

Noch ist es nicht so weit, dass man abschätzen könnte, was den Betreibern des Vereins „Sudhaus“ wirklich alles einfällt. Die erhofften Schulterschlüsse und Kooperationen müssen erst zustande kommen und Ergebnisse bringen. Aber einen Versuch ist es allemal wert.

Das „Kulturforum Hallein“, das mit Jahresende zu bestehen aufhört, hat rund vierhundert Vereinsmitglieder. Da ist bei den 21.000 Einwohnern der zweitgrößten Stadt im Bundesland tatsächlich Luft nach oben. Diese Luft ein wenig aufzuwirbeln, kann jedenfalls nicht schaden. Und dass die „Sudwerk“-Gründer betonen, auf die Expertise von Friedl Bahner nicht verzichten zu wollen, lässt hoffen. Das Neue muss und darf ein neuer Weg, aber kein Bruch sein.

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