Warum bloß diese Eiszeit?

GASTKOMMENTAR

Von Jürg Stenzl

30/06/15 Man kann dem Dachverband und Ihnen nur Recht geben und darf dabei unterstreichen, dass beide, der Text wie der Kommentar, auf wohltuende Weise sachlich sind und jegliche Polemik vermeiden. Umso schwerer wiegt das Vorgehen hinsichtlich "Salzburg 20.16".

Es war gerade dieser Unwille, mit dem damaligen Landeskulturrat (wie auch dem Dachverband) zu sprechen, der Grund, wieso ich vor zehn Jahren als Vorsitzender des Landeskulturrates zurückgetreten bin. Die vom damaligen Landeshauptmann fest zugesagte, aber nie eingehaltene, gar selbstverständliche Informations- und Gesprächsbereitschaft darf und soll offensichtlich weithin nicht sein.

Dabei sind die drohenden und festzuschreibenden möglichen Kürzungen von 20 Prozent und die gleichzeitig anscheinend wie geschmiert laufenden Geldflüsse für eine „Landesausstellung“ samt Begleitmusiken nur die Spitze eines Eisberges. Muss es wirklich bei der schon viele Jahre anhaltenden „Eiszeit“ zwischen der verantwortlichen Politik und den Kulturschaffenden wie allen Kulturinteressierten bleiben? Und warum? Wer hat da weshalb vor wem gar Angst?

Wieso scheint „die Politik“ größtenteils unwillig zu einem entsprechenden Dialog – im Interesse aller? In anderen, die Wirtschaft betreffenden Bereichen, ist das nicht der Fall. Dass die Bereitschaft und besonders die Fähigkeit, sich kritisch miteinander auszusetzen, eine wesentliche Grundlage von Demokratie ist, scheint in diesem Land – Salzburg wie Österreich – immer noch ein Fremdwort zu sein, allen Sonntagsreden und Versicherungen zum Trotz – selbst wenn in den Alpen die Gletscher immer mehr dahinschmelzen...

Univ.-Prof. Jürg Stenzl war Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Salzburg und viele Jahre lang Vorsitzender des Landeskulturbeirats.
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