Druck raus aus dem Dampfkessel

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

03/06/14 Von „Gesundschrumpfen“ kann eigentlich keine Rede sein, aber es wird doch deutlich zurückgestutzt. Der sich schon geraume Zeit anbahnende Systemwechesel ist nun also vom Festspieldirektorium besiegelt: eine deutliche Absage an den Fetisch Wachstum um jeden Preis.

Der Festspielsommer 2015 ist das erste der beiden Interims-Jahre, bevor Markus Hinterhäuser wieder als Intendant zurückkehrt. Natürlich werden das keine Festspiele, bei dem sich irgendjemand mit ausgefallenen Projekten in die Nesseln setzt oder sich gar mit neuen Strategien die Finger verbrennt. „Fidelio“, „Figaro“, „Norma“, „Troubadour“ - das klingt einmal ganz nach entspanntem Durchatmen. Oder genauer: Es geht darum, den Überdruck rauszunehmen aus dem Dampfkessel, den Alexander Pereira angeheizt hat, ohne sich auch nur einen Deut um die Festigkeit des Materials zu kümmern. LH Wilfried Haslauer hat es nach der Kuratoriumssitzung am Montag (2.6.) deutlich gesagt: Weiteres Aufdrehen oder auch nur ein Weiterfahren unter dem aktuellen Kesseldruck würde eine komplett neue Infrastruktur notwendig machen. Mit Überstunden lasse sich ein solcher Betrieb auf Dauer nicht führen.

Fürs Image der Festspiele wird es vermutlich nur gut sein, wenn weniger Opern angesetzt sind und weniger Karten zur Verfügung stehen. Es ist allemal besser, man muss sich um Tickets anstellen, als es gibt deren so viele, dass man bloß an die Kasse zu gehen braucht - und fast für alles liegt noch was da.

Pereiras Überangebots-Strategie brachte jedes Jahr nominell Rekorde an Veranstaltungszahlen und auch an Einnahmen, aber nicht zwingend eine vorteilhaftere Gesamtbilanz. Das hat ja von vornherein bei vielen Kopfschütteln erzeugt, noch bevor Pereira sein Amt überhaupt angetreten hat.

Wie man die Festspiele dann auch künstlerisch exklusiv machen kann, darüber wird sich Markus Hinterhäuser für 2017 den Kopf zerbrechen müssen. Vorerst wird mal ein wenig entspannter getanzt: aber nicht auf dem Festspielball, der wird abgeschafft.

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