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Das Kultur-Alter ego

KOMMENTAR

altVon Reinhard Kriechbaum

23/01/13 Es liegt in der Natur der Sache, dass David Brenner, der heute Mittwoch (23.1.) von seinen politischen Ämtern in der Landesregierung zurückgetreten ist, in den vergangenen anderthalb Monaten ausschließlich als Finanzreferent in den Schlagzeilen war. Die Kulturszene hielt sich auffallend bedeckt mit Sympathiekundgebungen.

Hat David Brenner also in diesem Bereich gute oder weniger gute politische Arbeit geleistet? Als er das Ressort von Othmar Raus im Jahr 2005 übernommen hat, war das ein längst notwendiger Generationenwechsel. In der Außenwirkung: ein junges, lächelndes Gesicht für die Kultur, ein Politiker damals gerade über dreißig (Brenner ist Jahrgang 1071). Einer der immerhin ein paar Klassen Musisches Gymnasium besucht hatte, der in Salzburg studierthat und sogar hobbymäßig in einer Band an den Drums spielte – so einer kam gut an in einer Kulturszene, die sich deutlich verjüngt und ent-institutionalisiert hatte. Vorgänger Othmar Raus wirkte immer ein wenig knöchern, da sah man immer den strengen Finanzreferenten mit erhobenem Zeigefinger dem Kulturreferenten (der auch er in Personalunion war) drohen.

Das war, wie gesagt, die Außenwirkung. In der Kulturszene wurden in den letzten Jahren durchaus auch Stimmen laut, die an Othmar Raus schätzten, dass man mit ihm auch herzhaft habe streiten können über Kulturförderungen und deren Notwendigkeit. David Brenner hingegen habe sich gerne mit gleich denkenden Leuten seiner Generation umgeben. Auch das mag zu einem gewissen Grad stimmen.

Jedenfalls hat David Brenner Eigenprofilierung betrieben, und das nicht zum Schaden der jungen Kultur: Er war ein eloquenter Plauderer mit Künstlern, er wusste sich geschmeidig am Kulturparkett zu bewegen. Es war gar nicht schwer und auch nicht abwegig, diesem Politiker Vertrauen entgegen zu bringen, und Sympathie sowieso. Auf neuen Förderschienen wie „Podium“, „Elektronikland“ oder „Wahre Landschaft“ ist letztlich doch einiges Geld sinnvoll weiterbefördert worden. Diese Preise und Stipendien werden hoffentlich mit Brenners Namen verknüpft bleiben.

Dass der Fördertopf insgesamt zwar ein wenig größer geworden ist, aber jedes Jahr noch mehr Inhalt auf die großen Kultur-Player geschüttet wurde, wogegen die freie Szene prozentuell immer mehr ins Hintertreffen kam: Das ist ein (beileibe nicht Salzburg-spezifischer) Systemfehler, an dem auch David Brenner letztlich nicht rührte. Für den Dachverband Salzburger Kulturstätten waren deshalb über Jahre der Kulturlandesrat und die Förderpolitik des Landes Reizthemen sondergleichen.

Nun hat also Gabi Burgstaller die Kulturagenden übernommen. In der kurzen Zeitspanne bis zur Neuwahl ist von dieser Seite nichts elementar Neues zu erwarten, sondern Business as usual. Die Landeshauptfrau kommt auch eher von der Sozialpolitik her. Die Kultur ist eigentlich nicht ihr Revier.

Wenn dann Neuwahlen stattgefunden haben werden und es an die Regierungsbildung geht, sollte man unbedingt nachdenken, ob die schon traditionelle Koppelung von Finanz- und Kulturressort wirklich gut und sinnvoll ist. Ein „echter“ Kultur-Landesrat, der beim Finanzkollegen vehement um Geld anklopft, würde vielleicht besser gehört als das schöngeistige Alter ego in der eigenen Politikerbrust.

 

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