Kinder, auf zu McDonald's!

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

29/09/23 Es gibt also tatsächlich Frauen, die Teilzeit arbeiten, „obwohl sie keine Betreuungspflichten haben“. Und es gibt Kinder ohne warmes Essen – obwohl ein solches bei McDonalds spottbillig zu haben wäre.

Solche und weitere Deftigkeiten sonderte unser Herr Bundeskanzler bei einem feucht-fröhlichen ÖVP-Funktionärstreffen (im Juli schon) in Hallein ab. Im schönen Salzburgerland war er, weil in diesen Tagen ja die Festspiele eröffnet wurden. Nicht aus kulturellem Interesse vermutlich (dazu ist Nehammer unserer Einschätzung nach zu „normal“), sondern weil in den Tagen rund um den 26. Juli halt immer furchtbar viele sich wichtig nehmende Menschen hier zugange sind. Da entkommt man den Eliten nur schwer. Gottlob gibt es ja in den regionalen ÖVP-Niederungen ausreichend Normalos. Vor denen seine Volkstümlichkeit zur Schau zu stellen, das ist eine seelenreinigende Maßnahme, wenn man sich schon abends allerlei hoch-kulturellen Menschen- und Weltverbesserungs-Versuchen aussetzen muss. Wir können uns da schon gut hineinfühlen.

Das kann man auch in der Salzburger ÖVP-Parteizentrale. Von dort meldete sich heute Freitag (29.9.) Vormittag der Generalsekretär und Landtagsabgeordnete Wolfgang Mayer „im Namen der Salzburger Volkspartei“ zu Wort. Medienanfragen zur dieser Causa nähmen nämlich gerade, so lesen wir, „geradezu groteske Formen an“. Dabei habe Nehammer sich ja nur zur Kernaussage geäußert, „dass sich Leistung in Österreich lohnen“ müsse und „Eigenverantwortung ein wichtiger Wert in einer freien Gesellschaft“ sei. Diese Ansicht des Bundeskanzlers werde von der Salzburger Volkspartei „voll geteilt“. Mayer lobesam: „Das Video zeigt aber auch, dass der Kanzler den direkten Kontakt sucht und offen – vielleicht auch etwas pointiert – mit den Menschen auch über Fehlentwicklung diskutiert.“

Höret also, Mütter: Arbeitet Vollzeit und schickt Eure Kinder zwecks warmer Mahlzeit zu McDonald's. Aus Eigenverantwortung. Glaubt an unseren Bundeskanzler, denn der tickt wie die normalen Menschen und glaubt an Österreich. Enttäuscht ihn nicht. Und überlasst die Sorge um ernährungsbedingte Volksgesundheit den Ärzten und anderen aus der Kaste der Eliten.

PS: Vielleicht wäre es eine gute Idee, der Herr Bundeskanzler käme fürderhin nicht zur Festspieleröffnung?