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Zu – aber keine Pause

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

15/11/21 Man könnte an Absurdistan denken, es ist aber nur Österreich. Also eine Mischung aus Halb-Balkan und Populismus. Pardon, ist so rausgerutscht. Den Vergleich mit uns haben die Balkanstaaten nicht verdient.

So gut wie jeden Tag gackern mindestens zwei Politiker, und wie bei echtem Federvieh zu beobachten, recken sie ihre Hälse in irgendweine Richtung und laufen genau dorthin los. Jetzt, da die Corona-Situation wirklich ernsthaft eskaliert, scheint es überhaupt keine Koordination mehr zu geben. Da redet – im heutigen Ö1-Morgenjournal – der Gesundheitsminister davon, dass man weitere Verschäfungen ohnedies parat halte. Am Mittwoch (also übermorgen) dräue eine nächtliche Ausgangssperre, so Mückstein. Die wird dann keineswegs nur für Ungeimpfte gelten. In derselben Nachrichtensendung kalmiert der Bundeskanzler und beteuert, dass die Geimpften nie und nimmer irgendwelche Freiheiten verlieren sollen. Der Maßnahmen-Fleckerlteppich in den Bundesländern ist bunter als je zuvor. In Salzburg reichen für die Kultur 2G und Maskentragen, in den Bundestheatern heißt's 2G plus, sprich: Es ist zum Impfpass oder der Genesungs-Quittung obendrein noch ein negatives PCR-Testergebnis herzuzeigen – und das darf nicht älter als 48 Stunden sein. 24 Stunden dauert es, bis man das Ergebniys am Handy hat (so es denn funktioniert, worauf man sich in Salzburg zuletzt keineswegs verlassen konnte). Das wird eng, wenn man einen Wien-Besuch aus den Bundesländern ins Auge fasst. Schwacher Trost: Man braucht, so man's denn dorthinein schaffte, keinen Mund-Nasen-Schutz zu tragen in der Staatsoper, im Burgtheater oder in der Josefstadt.

Das Land Oberösterreich untersagt Veranstaltungen generell, mit Ausnahme der „professionellen Kultur“. Das ist ein feiner Diskussionsanstoß – wir wollten immer schon wissen, was genau in unserem Metier als professionell einzustufen ist.

In Salzburg halten wir heute Montag (15.11.) bei einer Sieben-Tage-Inzidenz von 1.484,9. Endlich kein Kopf-an-Kopf-Rennen mehr mit Oberösterreich, man liegt eindeutig vorne. Die stoische Ruhe und Standhaftigkeit unserer Kulturveranstalter ist zu bewundern. Das meiste findet ja doch und trotzdem statt.

Im Lungau beträgt die Inzidenz unterdessen gar sagenhafte 2.256,7. Was tut da die Lungauer Kulturvereinigung? „Nachdem die politische Verwirrung rund um die Corona-Pandemie“ einen für uns nicht mehr überblickbaren Höhepunkt erreicht hat, werden wir als LKV selber Klarheit für unsere Mitglieder schaffen und bis Ende November 2021 sämtliche Veranstaltungen mit Publikumsbesuch aussetzten“, ließ Robert Wimmer sein Publikum am Wochenende wissen. „Zu, aber keine Pause“ ist die Devise. Man lässt das „Kino dahoam“, das man schon in den bisherigen Lockdown-Zeiten praktizierte, wieder aufleben. „Wir verschicken Bestseller“, sagt Robert Wimmer. Diese „Aktion Wanderbuch“ ist so gedacht, dass der Lesestoff an Freunde weitergegeben wird. „Mokrit37“, eine Ausstellung zu „fast“ vierzig Jahren Amateurtheater in Tamsweg, ist auf Facebook zu sehen. Kompliment fürs Durchhalten.

 

 

 

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