Sparen bei den Kleinen

 

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

14/10/20 Wer hat, dem wird gegeben, heißt es in den Bibel, und dort steht auch der Umkehrschluss: Denen, die wenig haben, wird auch das noch genommen. Die ideologische Absicherung aus dem Neuen Testament hilft jenen wenig, die Projekt um Projekt um Kleinförderungen von ein paartausend Euro feilschen – und oft genug auch darum bangen müssen.

Aufschlussreich ein Satz in der gestrigen Presseaussendung zur Diskussion über den Kulturbudget-Entwurf fürs nächste Jahr: „Ein klares Bekenntnis gab es für die Unterstützung der Festspiele unter der Bedingung, dass auch die freie Szene bestmöglich unterstützt wird“, heißt es da mit einem gesunden Schuss Zweckoptimismus.

Aber genau das ist der Knackpunkt: Förderung der Festspiele heißt ja auch, dass das investierte Geld als Umwegrentabilität wieder hereinkommt. Geld an die Festspiele an die „bestmögliche“ Förderung der freien Szene zu knüpfen, ist Augenauswischerei. Festspiel-Förderung ist eine Art Ankurbelung der Wirtschaft. Kulturpolitik, die diese Bezeichnung verdient, ist vor allem am Geld für die schöpferischen „Kleinen“ zu messen. Und das soll, so das Budget wie nun vorgelegt auch beschlossen wird, deutlich weniger werden: 723.000 Euro weniger für die Kultur, 740.000 Euro mehr für den Sport. Das ist eine politische Entscheidung, die man zumindest erklären müsste.

„Projekte, die nicht ganz so dringend sind, sollen coronabedingt ein wenig verschoben werden“, so der Stadt-Kulturreferent Bernhard Auinger (SPÖ). Da schrillen die Alarmglocken bei all jenen, die sich auch sonst mit 5.000-Euro-Subventionen und weniger herumschlagen. Damit macht man keine großen Sprünge.

Die zwanzig „mittelfristigen“ Fördervereinbarungen sind lobenswert – aber das ist eben mehr Förderung von Infrastruktur, nicht von einzelnen kreativen Projekten. Markus Grüner-Musil, Kultursprecher der Bürgerliste, hat also sehr recht, wenn er darauf hinweist, dass es letztlich auf diese schöpferische Basis, auf die vielen Einzelprojekte ankommt. Was zeigen sonst die veranstaltenden Institutionen? Den Kleinsten droht Weniges genommen zu werden. Biblische Plagen bahnen sich für sie an.

Zur Meldung Valorisierung für „Mittelfristige“ gesichert