Keine Post an Marko Feingold

GLOSSE

Von Reinhard Kriechbaum

17/09/20 „Bürgerliste stimmt gegen Makartsteg“, heißt es in der Mail-Betreffzeile einer Aussendung zur Causa Marko-Feingold-Gedenken. Genau das tat sie nun freilich nicht, bestätigt sich beim Lesen der Presseaussendung: Man stimmte für Makart und war strikt dagegen, dass der Makart-Steg seinen Namen zugunsten des zu ehrenden Marko Feingold verliert.

In der Hitze des kleinkrämerischen Parteiengezänks in den Niederungen des urbanen Hackelschmeißens kann so ein Lapsus schon passieren. Es tut im übrigen wenig zur Sache, weil außer den paar Mohikanern von der Bürgerliste ohnedies alle samt und sonders für die Steg-Umbenennung waren und sind.

Die Bürgerliste/Die Grünen haben gegen die Umbenennung gestimmt, „weil Hanna Feingold, Witwe von Marko Feingold und Präsidentin der israelitischen Kultusgemeinde, schon im Juli den Wunsch geäußert habe eine Umbenennung mit Postanschrift für den Holocaust Überlebenden zu erwirken“. Diese Voraussetzung erfülle eine Brücke nicht, nörgelt Bürgerlisten-Kultursprecher Markus Grüner-Musil. Stefan Zweig (mit seiner Promenade am Kapuzinernerg) und Max Reinhardt (mit seiner Grünanlage im Festspielbezirk) hätten auch keine Postadressen.

Die Churfürststraße, war zuletzt als Alternative im Gespräch. Die ist zwar keine fünfzig Meter lang, aber immerhin: drei winzige Geschäfte und die Juridische Fakultät im Toscana-Trakt hätten diese Adresse. Immer wieder also hätte jemand „Marko-Feingold-Straße“ auf ein Briefkuvert geschrieben.

Der Makartsteg ist deutlich länger als fünfzig Meter und – weil eine Idee der Stadt-SPÖ aufgegriffen wurde – eine Open-Air-Dauerausstellung wird an den neuen Namensgeber erinnern. Eigentlich sehr gut so.

Und vielleicht erinnert sich ja noch jemand daran, dass der Steg 1904/05 von einem „Makartsteg-Verein“ privat finanziert worden ist. Lange Zeit mussten Fußgänger Maut bezahlen, für zwei Heller gab's ein kleines blaues Passier-Kärtchen. 1921 erhöhte man die Gebühr inflationsbedingt auf zehn Heller.

Die Wiedereinführung der Maut, vielleicht wäre das eine Lösung, die alle Seiten zufrieden stellt! Ein paar symbolische Cent sollten reichen, Hauptsache es gibt eine Quittung mit großem Aufdruck „Marko-Feingold-Steg“.