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Gesundheits- und Konsumentenschutz

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

31/08/20 Hat man eigentlich Bundespolitiker in Salzburg gesichtet im Verlauf der vergangenen vier Festspielwochen? In größerer Zahl sind sie erst am vierten Wochenende, also nach Woche drei, aufmarschiert. Und da war wohl der Besuch des deutschen Bundespräsidenten die Triebkraft und eher nicht das kulturelle Interesse.

Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer war die einzige, die sich schon zu Festspiel-Auftakt hier hat blicken lassen. Sonst hat sich die (Bundes-)Politik nicht durch Neugier ausgezeichnet.

Umso bemerkenswerter die Presseaussendung, die heute Montag (31.8.), also post festum, ausgerechnet aus dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz kommt (ein hübsches Konglomerat an Zuständigkeiten, der Übersichtlichkeit wegen mit BMSGPK abgekürzt). Da wird unter anderem Gesundheitsminister Rudi Anschober zitiert: „Salzburg ist der Beweis dafür, dass auch während der weltweit schwersten Pandemie seit hundert Jahren große Kulturveranstaltungen erfolgreich umgesetzt werden können. Danke den Salzburger Festspielen für diesen Beleg, dass die Balance zwischen Kunst und Gesundheitsschutz möglich ist.“

Solches Lob entspricht zwar der Eigenwerbung, mit der uns die Festspiele nun über Wochen und Monate bombardiert haben. Ein Sturmreif-Schießen aus vollem PR-Rohr, das in den Medien toll gewirkt hat: Kaum jemand hat sich Seitenblicke aufs restliche Kulturgeschehen in Österreich und im Ausland erlaubt und angemerkt, dass es mit der Vorreiterrolle so weit nun auch wieder nicht her war. Als die Festspiele am 1. August begonnen haben, war die Styriarte in Graz schon vorbei. Auch die war Viren-vorbeugend vorbildlich organisiert, und auch dort hat es nach unserem Wissensstand keine Infektionen, schon gar keine Cluster gegeben. Unterdessen laufen die Innsbrucker Festwochen ebenso wie Grafenegg, in London gibt es Proms und der Schweizer Traditions-Festspielort Luzern hat Betrieb. Und und und.

Mag schon sein, dass bei den Festspielen nun „pausenlos“ das Telefon klingelt und Kulturveranstalter sich Ezzes holen, wie's geht. Hoffentlich sind die Tipps, die man gibt, auch wirklich praxistauglich. Weil bei allem Guten und Gelungenen sollte man auch dazusagen: Das finanzielle Pouvoir und die profunde finanzielle Absicherung ermöglicheen den Festspielen Schutzmaßnahmen, von denen andere Veranstalter nur träumen können. Normale Theater oder Konzertveranstalter können nicht ihre Belegschaft auf Wochen aus dem Alltag holen und unter einen Glassturz stellen. Und das Publikum wird möglicherweise auch nicht auf Dauer mitspielen.

Im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz ist man logischerweise froh und glücklich, dass das alles so gut gelaufen ist in den vergangenen Wochen. Die Festspiele haben keinen einzigen Covid-Pflegefall verursacht und die „Konsumenten“ brauchen keinen Schutz, weil sie brav und diszipliniert waren.

Die Kultur insgesamt – jene, die uns „Konsumenten“ das Jahr über auf unterschiedlichsten Ebenen zugute kommt – braucht gerade jetzt alle politische Aufmerksamkeit und Unterstützung, um einigermaßen unbeschadet aus dem Wellental zu kommen. Mit Hygiene-Tipps aus dem Festspielbezirk ist es sicherlich nicht getan.

 

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