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Ein Stundenhotel für die Kultur

KOMMENTAR

Von Reinhard Kriechbaum

29/03/18 Es gibt eine kulturelle Dauerbaustelle im Kulturbetrieb der Stadt Salzburg: Der Zunahme an kulturen Initiativen, seien es freie Theatergruppen, Tanzensembles, aber auch Chöre, steht kein auch nur entfernt vergleichbares Angebot an Probenräumen zur Verfügung.

Raum ist teuer in Salzburg, und so ist die in diversen Kulturentwicklungsplänen festgeschriebene Schaffung von Probenräumen einer der am schwierigsten umzusetzenden Punkte. Die alte Rauchmühle, um die herum Wohngebäude entstehen, bietet eine Option. Das Kulturamt der Stadt und sein politischer Verantwortlicher, Vizebürgermeister Bernhard Auinger, sind nun gewillt, Weichen zu stellen. Was heute Donnerstag (29.3.) in einem Pressegespräch vorgestellt wurde, hat Hand und Fuß.

Kauf und Adaptierung des Gebäudes kosten keine Unsummen, der Effekt für Kultur und Kreativwirtschaft wäre hoch. Die Option, Probenräume sogar nur stundenweise anzumieten, käme der freien Szene mit ihrer chronischen Geldnot optimal entgegen. Ein Stundenhotel-Konzept entspricht wahrscheinlich ganz dem Bedarf.

Start Ups schwimmen ebenso wenig im Geld. Dass auch die Fachhochschule in der alten Rauchmühle eine städtische Niederlassung bekäme und auf ihr Tun im Zentralraum hinweisen könnte, ist ein sympathischer Effekt. Stadtwerk Lehen mit Fotohof und Stadtgalerie und allerlei Unternehmen, auch die Stadtbibliothek sind fuß- oder radläufig erreichbar, die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist günstig. Und überhaupt: Alles, was an Positivem passiert, hilft dem über Jahrzehnte nicht so gut beleumundeten Stadtteil Lehen (bevölkerungsmäßig der „zweitgrößten Stadt“ im Bundesland) weiter.

Es klingt auch vernünftig, dass man das Nutzungskonzept so offen wie nur möglich halten will. Mal schauen, wie es angenommen wird, wer sich wirklich dort einmietet. Von der Kulturbranche her besteht Bedarf, das ist überhaupt keine Frage. Noch ein sinnvoller Aspekt: Es werden keine Veranstaltungsräume geschaffen, sondern man strebt dezidiert ein "Produktionshaus" an.

Wäre Heinz Schaden noch Kulturressortchef und Bürgermeister, wäre die Realisierung wahrscheinlich die sprichwörtliche g'mahte Wies'n. Dass nun Kultrverantwortung und Bürgermeisteramt in rot und schwarz geteilt sind, macht es vielleicht nicht leichter, aber auch nicht unmöglich. Dass Harald Preuner selbst Sympathien hegt für das Projekt, hat sich in die Stadt-ÖVP dem vernehmen nach noch nicht so ganz durchgesprochen. Gerade die freie Kulturszene ist nicht gerade Liebkind dieser Partei.

Man kann wohl nur hoffen, dass eine ziemlich einmalige Chance nicht durch kleinliches Zaudern und Verzögern ausgebremst wird.

 

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