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"Spem in alium"

STICH-WORT

21/07/16 Die King's Singers haben die Sache gelöst, indem sie in einer Multitrack-Aufnahme zu sechst alle vierzig Stimmen von Thomas Tallis' famoser Motette „Spem in alium“ nach und nach eingesungen haben. Zu solchen Tricks braucht der Salzburger Bachchor nicht zu greifen.

Von Reinhard Kriechbaum

Die Sängerinnen und Sänger stellen sich rund um die Zuhörer auf und vermitteln so in perfektem Raumklang die speziellen Architektur dieses singulären Werks. Vor drei Jahren hat der Bachchor das Stück zuletzt hören lassen.

„Es ist kaum zu glauben, dass vor knapp 450 Jahren ein Komponist ein Werk schuf, das über die Jahrhunderte hinweg allen Versuchen der Imitation oder gar Verbesserung standhielt, weil das Original in seiner Genialität einfach nicht zu übertreffen ist“, so Alois Glaßner, der vier Aufführungen in der Stiftskirche St. Peter leiten wird. Eine schöne Ergänzung zur „Ouverture spirituelle“ der Festspiele.

„Spem in alium“ darf man nicht vorschnell mit „Hoffnung auf einen anderen“ übersetzen, denn das vierte Wort im Text – nunquam – rückt die Sache erst ins Lot: „Ich habe niemals meine Hoffnung in irgendeinen anderen als dich gelegt, Gott Israels“, so der Textbeginn.

Warum Thomas Tallis (1505-1585) dieses herausfordernde Werk für acht Chöre zu je fünf Stimmen um 1570 komponiert hat, ist nicht eindeutig geklärt. Möglicherweise hörte ein musikliebender Herzog zur Zeit der Königin Elizabeth I. in London vergleichbare Werke von Allessandro Striggio (venezianische Mehrchörigkeit war hoch in Mode) und ermunterte britische Komponisten, dem nachzueifern. Tallis hat das Plansoll jedenfalls an Qualität eindeutig übererfüllt.

Eine betriebsame Zeit für den Salzburger Bachchor: Neben einer Mozart-Matinee mit Michael Haydns Requiem (Mozarteumorchester Salzburg) und Mozarts c-Moll-Messe (Camerata Salzburg), beides unter Ádám Fischer, singt er im bevorstehenden Festspielsommer auch in Otto Nicolais selten zu hörender Oper „Il Templario“ konzertant mit den Wiener Philharmonikern unter Andres Orozco-Estrada. In der Wiederaufnahme der „West Side Story“ von den Pfingstfestspielen mit dem Simon Bolivar Orchestra Venezuela und in der Uraufführung von „The Exterminating Angel“ von Thomas Adès mit dem RSO Wien wird der Bachchor ebenso zu sehen und zu hören sein. 

Der Salzburger Bachchor singt das einzigartige Meisterwerk von Thomas Tallis vier Mal bei freiem Eintritt in der Stiftskirche St. Peter: am 25., 27. und 28. Juli um 12 Uhr, am 26. Juli um 17 Uhr, bei freiem Eintritt – /www.salzburgerbachchor.at
Bild: Salzburger Bachchor / Wildbild

 

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