Erwachsenenbildung per Laser

STICH-WORT

17/03/16 Wer hätte nicht schon mal Lust auf Lynchjustiz bekommen, wenn der Sitznachbar im Theater, Konzert oder Kino schnell mal seine Mails oder WhatsApp-Nachrichten cheken zu müssen glaubt? Veranstalter in China schreiten zur Tat...

Diskussionen verbieten sich während der Vorstellung, dem Sitznachbarn auf die Finger zu klopfen gehört sich nicht, und das Entwenden des Smartphones ist auch nicht die feine englische Art. Veranstalter in China greifen wegen der ungezügelten Smartphone-Nutzung seit einiger Zeit zu neuen Mitteln, um die Besucher auf ihr Fehlverhalten hinzuweisen: Mit Laserpointern werden die Handy-Displays angestrahlt.

„Es ist in der Regel nur ein kleiner Teil des Publikums, mit dem wir uns befassen müssen“, zitiert die New York Times Wang Chen vom Shanghai Grand Theater. Mit einem zielgerichteten Laserstrahl versuche man die Leute „sanft daran zu erinnern, was sie da eigentlich tun“. Der Laser sei ein dezenteres Mittel, als wenn Platzanweiser persönlich zur Rüge vorbeikämen.

Giuseppina Piunti, eine italienische Opernsängerin, sei laut dem Zeitungsbericht von dieser Lösung begeistert: „Sie sollten auf der ganzen Welt Laser verwenden. Ich kann sie von der Bühne aus sehen, aber sie stellen eine viel geringere Ablenkung dar als blitzende Kameras und die Platzanweiser, die die Gänge auf- und ablaufen.“

Anders denken Leute, die aus einem Land kommen, wo jedermann Feuerwaffen mit sich herumtragen darf. Manches Schießgerät hat ja einen Laser zum Anvisierung des Ziels. „Es sah so aus, als würde jemand ein Gewehr auf das Publikum richten“, schildert Joanna C. Lee, Beraterin für amerikanische Orchester, ihr Entsetzen, als sie das erste Mal mit der chinesischen Disziplinierungsmaßnahme konfrontiert war. Die Sorge hätten wir in Good Old Europe nicht: Die Zahl der Bewaffneten in den Festspierlhäusern oder im Mozarteum ist glücklicherweise sehr gering. (pte/dpk)

Bild: dpk-krie