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Der neue Salzburger Bettler-Knigge

 

STICH-WORT

10/10/14 „Notreisende“. Das ist ein etwas wohlwollenderes Wort für Menschen, die aus Armut nach Almosen heischen. Nun ist eine Broschüre erschienen – ein Benimm-Leitfaden für Bettlerinnen und Bettler, aber auch für Salzburger.

„Bettler sind zumeist Notreisende. Sehr häufig, weil sie ihre Familien daheim nicht ernähren können. Ob Sie ihnen etwas geben oder nicht, ist ihre persönliche Entscheidung. Bitte sind Sie Bettlern gegenüber freundlich.“ Das zum Beispiel ist ein Hinweis, der auch drin steht in dem heute Freitag (10.10.) von Vizebürgermeisterin Anja Hagenauer vorgestellten Heft. Die Sozialressortchefin betont, dass dieses Heft A 6-Format ein österreichweit einzigartiger Verhaltenskodex für die Bettlerinnen und Bettler sei. En tstanden ist die Broschüre auf Empfehlung des ordnungspolitischen Arbeitskreises, an dem Stadt- und Landeslegistik, die Polizei und NGOs mitarbeiteten.

Für Einheimische empfiehlt sich durchaus auch ein Blick in das fünfsprachige Heft. Es soll ja Osteuropa-Analphabeten geben, die vielleicht gar nicht auf den ersten Blick die Sprachen Rumänisch und Romanes auseinanderhalten können. Ein guter Tipp für Salzburger: Wenn Sie mit Bettlern/Notreisenden sprechen, „benutzen Sie einfache Worte“.

„Andere reden bloß, wir handeln und setzen hier eine klare ordnungspolitische Maßnahme“, sagt Anja Hagenauer. 17 Bettler-„Regeln“ also. Dazu gehören auch Hinweise, dass man in der Nacht nicht lärmen und beim Busfahren Tickets abstempeln soll. Mit diesen Regeln „stellen wir sowohl für die Bettlerinnen und Bettler als auch für die Bevölkerung der Stadt klar, was geht und was nicht“, so Anja Hagenauer. „So detailliert ist das bisher auch den Salzburgerinnen und Salzburgern nicht bekannt.“

Das Heft erscheint in einer Erstauflage von 3.000 Stück. Es wird über verschiedene NGOs an die Bettlerinnen und Bettler verteilt. „Wir übermitteln die Regeln aber selbstverständlich auch an die Polizei sowie an den Altstadtverband für die Geschäftsleute in der Innenstadt. Außerdem legen wir sie im Bürgerservice im Schloss Mirabell und in den Bewohnerservice-Stellen in den Stadtteilen auf und veröffentlichen sie im Internet“, sagt Hagenauer.

Die Basis für die Bettler-„Regeln“ lieferte der Runde Tisch Menschenrechte, den die Stadt Salzburg als unabhängiges, beratendes Gremium 2011 ins Leben gerufen hat. Vorsitzender Christian Treweller: „In einer sinnvoll niederschwelligen Form wurden alle unsere inhaltlichen Intentionen berücksichtigt. Die schöne Aufmachung und vor allem der bewusste Zugang von beiden Seiten – nämlich sowohl von den Bettlerinnen und Bettler als auch von der Salzburger Stadtbevölkerung – kommen unserem Wunsch nach einer Verstärkung des Miteinanders statt des Gegeneinanders entgegen.“ (InfoZ)

Die Broschüre als PDF
Bild: Stadt Salzburg / Johannes Killer

 

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