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Straßenzeitungen

STICH-WORT

10/01/11 „Unser neues Jahr beginnt königlich“ freuen sich die Kolleginnen von der Salzburger Straßenzeitung „apropos“, Michaela Gründler und Anja Keglevic: Prinz William von Wales hat für die soziale Nachrichtenagentur des internationalen Straßenzeitungsnetzwerkes (INSP) exklusiv einen Artikel geschrieben.

Dass ein Mitglied des englischen Königshauses seine Stimme für die Straßenzeitungen erhebt, kommt nicht von ungefähr. „The Big Issue“ ist ja die älteste Straßenzeitung in Europa. Sie erscheint seit 1991 in London. Seit zwanzig Jahren gibt es also auf unserem Kontinent Straßenzeitungen (die erste Straßenzeitung wurde 1989 in New York gegründet und hieß „Streetnews“).

The Big Issue wurde zum Vorbild für viele weitere Straßenzeitungen in Europa. Die Magazine helfen Menschen in Not auf der ganzen Welt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mindestens die Hälfte des Preises bleibt dem Verkäufer. Allen Straßenzeitungen gemein ist, dass sie von Menschen in sozialer Not direkt auf der Straße verkauft werden. Oft arbeiten sie auch bei der redaktionellen Gestaltung mit. Für sie ist der Verkauf von Straßenzeitungen eine der wenigen Möglichkeiten, eine Tätigkeit auszuüben und so in Kontakt mit der Gesellschaft zu bleiben und ein kleines Einkommen zu erzielen.

Das Konzept wurde auch in andere Kontinente exportiert. So etablierten sich die Straßenzeitungen The Big Issue Australia, The Big Issue South Africa, The Big Issue Namibia und The Big Issue Japan. Inzwischen gibt es mehr als 150 Straßenzeitungen in der ganzen Welt. Viele haben sich zu Netzwerken wie International Network of Street Newspapers (INSP) oder The North American Street Newspaper Association (NASNA) zusammengeschlossen. Prinz William hat seinen Zeitungsbeitrag für den Street News Service (SNS) verfasst - die Nachrichtenagentur der International Network of Street Papers, die 115 Straßenzeitungen in 40 Ländern unterstützt.

Die Salzburger Straßenzeitung „Apropos“ erscheint monatlich, vierzehntägig kommt in Wien der „Augustin“ heraus. Den „Augustin“ gibt es schon seit fünfzehn Jahren, er ist die älteste österreichische Straßenzeitung. Weitere österreichische Medien sind der „20er“ (Innsbruck), die „Kupfermuckn“ (Linz, Wels, Steyr), das Grazer „Megaphon“ oder das in Wiener Neustadt erscheinende „Eibischzuckerl“.

Und was hat nun Prinz William geschrieben? Er schlief angeblich sogar auf den Straßen von London, um aus erster Hand zu erfahren, was es heißt, obdachlos zu sein!

"Der wirtschaftliche Abschwung hatte verheerende Auswirkungen auf die Zahl der Obdachlosen in unseren Gemeinden. Allein in London ist die Zahl derer, die unter freiem Himmel schlafen, in nur zwei Jahren fast um ein Viertel angestiegen, und diese Zahl beinhaltet nicht einmal diejenigen, die gezwungen wurden, ihre Häuser zu verlassen und in provisorische Unterkünfte oder überfüllte Wohnungen zu ziehen.

Es gibt viele Gründe für Obdachlosigkeit: Das Auseinanderbrechen der Familie, Arbeitslosigkeit, Drogen- und Alkoholmissbrauch, oder das Durchleben verzweifelt harter Zeiten - oft unverschuldet. Aber die Auswirkungen der Obdachlosigkeit sind für alle gleich: Ein vernichtendes Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Die emotionalen Folgen für den Einzelnen können verheerend sein - manchmal mehr als die Obdachlosigkeit an sich.

Wohltätigkeitsorganisationen, Kirchen, Regierungen und andere Institutionen können mit den grundlegenden Dingen helfen - ein Dach, um sich vor den Elementen zu schützen, eine Heizung und Sicherheit - aber ohne Hoffnung kann niemand sich sein Leben wiederaufbauen. Und dass Menschen ohne Hoffnung in unserer Mitte leben, ist sicherlich eine Schande für unsere Gesellschaft.

Genau das ist der Grund, warum mich die Arbeit derjenigen, die die Hoffnung wiederherstellen - Straßenzeitungen, meine eigene Wohltätigkeitsorganisation Centrepoint und andere Organisationen und Menschen, die sich kümmern - mich so sehr inspiriert. Sie geben obdachlosen Menschen die richtigen Werkzeuge, um ihr Selbstvertrauen, und so schließlich auch ihr Leben, wiederaufzubauen.

Ich habe viele obdachlose junge Menschen getroffen, die jetzt voller Leidenschaft und dem dringenden Wunsch sind, etwas im Leben zu erreichen, einfach weil sie zur richtigen Zeit ein wenig Unterstützung erhalten haben, um wieder auf die Beine zu kommen. Das sind Menschen mit außergewöhnlichem Mut. Manche scheinen zu glauben, dass diese Menschen aufgegeben und den Mut verloren haben. Lassen Sie mich Ihnen sagen, das haben sie nicht und das werden sie nicht. Ich betrachte es als ungeheures Privileg, mit solchen Menschen in Verbindung gebracht zu werden. Ich verneige mich vor allen Organisationen, die für sie da sind." (www.streetnewsservice.org/dpk-krie)

Die Salzburger Straßenzeitung "apropos" online: www.apropos.or.at
Foto: ehemals obdachloser Fotograf

 

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