Der gute alte Marmorsaal

STICH-WORT

24/04/17 Am ursprünglichen Ort mag manches Gast sorgenvoll die Hand an den Kopf gelegt haben, so wie die weiße Putto-Figur über dem marmornen Brunnen. Zug wieder mal verspätet! Die Geste wird man künftig umdeuten müssen. Vielleicht meint sire, dass wieder einer des hauseigenen Gerstensafts zu viel abbekommen hat...

Von Reinhard Kriechbaum

Mit dem Namen „Abt Nicolaus-Saal“ oder gar der nüchternen Bezeichnung „Saal 5“ verbindet man nicht unbedingt das Besondere: Nach 18 Monaten Planung und Bauzeit ist der historische Marmorsaal aus dem alten Salzburger Bahnhof wiedereröffnet: Er wurde ins Augustiner Bräu in Mülln transferiert.

Nun steht der Brunnen-Putto also wieder im Marmorbogen, und über der Kredenz hängt wieder das Bild von der Großglockner-Alpenstraße. Auch manch anderes eigentümliche Objekt hat wieder seinen Platz an den Wänden gefunden und sogar die ursprünglich Tageslicht-Situation, also mit gläserner Decke, ist wieder gegeben.

Es war ja nicht so, dass ein rechtes G'riss gewesen wäre um die historischen Bauteile, die von den ÖBB Jahrelang zwischengelagert wurden. Im neuen Salzburger Hauptbahnhof hatte sich kein Platz dafür gefunden, obwohl nicht nur Denkmalschützer dem atmosphärischen Raum nachweinten.

Mit der zeitlosen Schönheit des ehemaligen denkmalgeschützten Marmorsaales erfahre das Augustiner Bräu Kloster Mülln eine neue „aber doch historische“ Erweiterung, so die Betreiber. „Ein gutes Stück Salzburg kehrt – mit viel Vorfreude erwartet – nun in das Traditionshaus ein.“ 160 Quadratmeter ist der neue Saal groß, die 3,70 Meter Raumhöhe lassen die Dekorationsteile aus Marmor (oder Imitat) gut herauskommen. Was man nicht sieht: Der Saal, in dem bis zu 150 Leute Platz finden, birgt eine moderne Veranstaltungstechnik.

Der neue Marmorsaal wird wie alle Säle des „Bräustübls“ frei zugänglich sein, kann aber auch - ähnlich wie die Säle 3 und 4 – für geschlossene Veranstaltungen genutzt werden, so Bräustübl-Direktor Rainer Herbe. Der für das Projekt „Saal 5“, so der interne Arbeitstitel, prognostizierte und geplante Kostenrahmen von rund 1,8 Mio. Euro konnte trotz aufwändigster Bau- und Restaurierungsarbeiten eingehalten werden, freut sich der geschäftsführende Mehrheitseigentümer-Vertreter Abt Nicolaus Wagner. (Müllner Bräu)

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