Träumerische Klänge

FESTSPIELE / KAMMERKONZERT CAPUCON, TRIFONOV, HAGEN

12/08/18 Mit Sonaten von Claude Debussy und César Franck zeigten sich der Geiger Renaud Capuçon und der Pianist Daniil Trifonov als wahre Klangmagier. Zum Tschaikowski-Trio gesellte sich Cellist Clemens Hagen dazu. Ein aufmerksames Publikum durfte sich eines erlesenen Kammermusikabends im Haus für Mozart erfreuen.

Von Elisabeth Aumiller

Die 1917 uraufgeführte Sonate für Violine und Klavier g-Moll ist Debussys letztes vollendetes Werk. Schwebend markiert die Violine die ersten Takte und das Klavier fädelt sich anmutig ein. Irisierende Melodik in romantischer Empfindung trifft auf fantasievoll originelle Zwischentöne, Kontraste und klare Linien bis das Klanggefüge in sich steigernder Virtuosität dem Ende zustrebt.

Renaud Capuçons Spiel mit seiner Guarneri del Gesù von 1737, die einst Isaac Stern besaß, zeichnet sich durch makellose Reinheit aus und mutet gleichzeitig an wie goldene Tonfäden in träumerischem Schimmern. Seine fein differenzierte Phasierung gibt den melodischen Bögen ein geheimnisvolles Leuchten, das fasziniert und zum Zuhören zwingt. Daniil Trifonov am Klavier korrespondiert sensibel mit der geigerischen Klangvielfalt. Im Zusammenspiel erreichen beide tonmalerische Farbigkeit von großer Präsenz und vitaler Energetik. Dieses inspirierende Miteinander steigert sich in César Francks Sonate A-Dur, die von individuellem Reiz und melodischem Reichtum geprägt ist. Wieder ist Capuçons Ton von großer Stringenz und Expressivität einerseits sowie gleichzeitig von singender Qualität. Trifonov wechselt zwischen mächtigen Tonkaskaden, expressiver Lyrik und zarten Klangtropfen. An rhythmischem Impetus fehlt es ebenso wenig wie an Intensität, zudem bleibt Raum für filigrane Formen und verträumte Sensibilität. Das Zusammenspiel ist präzise, aber auch Ausdruck enormer Gestaltungskraft und Affinität zu den beiden Werken, die französische Eleganz mit romantischem Zauber paaren.

Das Klaviertrio a-Moll op.50 von Peter I.Tschaikowski hat nur die beiden Sätze „Pezzo elegiaco“ und „Tema con variazioni“ , die aber breitgefächert und variantenreich angelegt sind. Elegische Poesie in ruhiger Getragenheit ist zunächst die Stimmungsvorgabe, der dann raffinierte Tempowechsel folgen, die sich auch rhythmischer Tanzformen wie Walzer oder Mazurka bedienen. Es ist bekannt, dass Tschaikowski ursprünglich keinerlei Neigung zu einer Kombination aus Klavier, Geige und Cello verspürte, da dies seiner Klangvorstellung nicht entsprochen hat. Aber der unerwartete plötzliche Tod des damals berühmten Pianisten, Dirigenten und Komponisten Nikolai Rubinstein bewog ihn zur Meinungsänderung und Komposition des brillanten Trios, das dem Verstorbenen mit der Widmung gedenkt: „A la mèmoire d'un grande artiste“. Russisches Kolorit gibt besondere Farbreize im Verlauf zwischen Hell und Dunkel. Im ausgefeilten Zusammenspiel setzt Renaud Capuçon blitzende Glanzlichter und Daniil Trifonov gibt mit einer Fülle wogender pianistischer Sequenzen und Klangeffekte ergänzende Kontur während Clemens Hagens Cello, gut angepasst und balanciert, melodische Bögen einwürzt. Energischer Einsatz voller Intensität aber auch musikalische Feintarierung, von der Violine überglänzt, ergeben prägenden Effekt. Am Ende lassen die Drei das brillante Stück in träumerischem Zauber verklingen.

Im Hörfunk am 24. August um 19.30 Uhr, Ö1
Bild. Salzburger Festspiele / Marco Borrelli