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Die Kinder kamen, sangen und siegten

10 JAHRE SALZBURGER FESTSPIELE UND THEATER KINDERCHOR

03/08/18 „Pique Dame“-Premiere ist am Sonntag (5.8.). Der Regisseur ist Hans Neuenfels. Dirigent ist der gerade erst mit der rubinbesetzen Festspielnadel ausgezeichnete Mariss Jansons. Die Solisten - Hermann, Lisa, Gräfin und Co - sind handverlesen. Mitten unter den Weltstars: die Kinder und Jugendlichen des „Salzburger Festspiele und Theater Kinderchores“.

Von Heidemarie Klabacher

„Die Kinder kamen, sangen und siegten! Gemeinsam mit dem damaligen Intendanten der Salzburger Festspiele, Jürgen Flimm, und mit tatkräftiger Unterstützung von Wolfgang Götz habe ich 2008 einen Festspiel-Kinderchor ins Leben gerufen“, erinnert Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler in der reich bebilderten Jubiläums-Broschüre „Zehn Jahre Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor“. Der Ausgangspunkt sei denkbar einfach gewesen: „Wir brauchten für Riccardo Mutis ‚Otello‘-Produktion bei den Salzburger Festspielen einen Kinderchor.“

Seither hat sich der der „Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor“ zu einem Klangkörper entwickelt, der regelmäßig bei namhaftesten Produktionen sowohl der Salzburger Festspiele wie des Salzburger Landestheaters mitwirkt.

„Das erfüllt uns mit großer Freude – und macht dennoch nachdenklich“, sagt Helga Rabl-Stadler in ihrem Grußwort: „In einer Zeit nämlich, wo sich die klassischen Bildungseinrichtungen immer mehr aus der Verantwortung für die musische Bildung stehlen, kommt Theatern und Festspielen, privaten Initiativen und außerschulischen Kulturinstitutionen immer größere Bedeutung im Prozess der ‚kreativen Alphabetisierung‘ zu.“ Diesem Bildungsauftrag, so die Präsidentin, komme man gerne nach: „Er kann und darf aber staatliche Institutionen nicht aus der Pflicht nehmen.“

Es ist ein „altersgemischter“ Chor mit Mitgliedern „wie die Orgelpfeifen“, das kommt besonders zum Tragen bei einer Produktion wie „Sound of Music“ im Landestheater, wo für jedes der Trapp-Kinder gleich mehrere Besetzungen im Chor gefunden werden mussten. Für strahlende Glanzlichter sorgen die Kinder und Jugendlichen etwa in Produktionen wie 2014/15 als Rasselbande im „Rosenkavalier“, 2015 in Jules Massenets „Werther“ bei den Festspielen oder 2017 als „Ministranten“ in La Bohème des Landestheaters. Fast schon „Tradition“ hat der Auftritt beim „Fest zur Festspieleröffnung“. Die Boschüre listet die Einsätze der ersten zehn Jahre akribisch auf.

Carola Schiefke hat für das Jubiläumsheft mit dem Chorleiter und Studienleiter Wolfgang Götz und mit der Stimmbildnerin Regina Sgier „über das Erfolgsrezept des Salzburger Festspiele und Theater Kinderchors“ gesprochen: „Als die ersten Knaben in den Stimmbruch kamen und Chormitglieder das Alter von 16 Jahren erreichten, konnte sich keiner vorstellen, sie einfach wegzuschicken. Sie haben das Singen bei uns gelernt und sind mit uns verwachsen, sie wollten nicht in einen anderen Chor“, sagt Wolfgang Götz, „und so veränderte sich die Altersstruktur, und wir fingen an, auch Jugendprogramme zu konzipieren.“ Inzwischen reicht die Altersspanne der jungen Sängerinnen und Sanger von fünf bis 19.

„Die Jüngsten, sowie generell alle Neuankömmlinge unter zwölf Jahren, fangen im Vorchor an und durchlaufen in der Regel eine zweijährige stimmliche Schulung. Dabei ist die altersmäßige Mischung in den Chorgruppen absolut erwünscht.“ Es sei eben nicht so wie in der Schule, „wo der Viertklässler den Zweitklässler gar nicht wahrnimmt“: „Die Älteren sehen sich auch als Tutoren für die Jüngeren.“ Gerade bei den bei den jüngeren Kindern sei die individuelle Betreuung in kleineren Gruppen zunächst sinnvoll. Es ist ein großer Schritt, in die größeren Chorgruppen zu wechseln, sagt Wolfgang Gotz. „Statt wie im Vorchor das Singen aus der Bewegung zu erfahren sitzt man nun überwiegend in hölzernen Chorbänken und muss sich eineinhalb Stunden konzentrieren. Deshalb entscheiden wir weniger nach dem Alter als nach der persönlichen Reife, ab welchem Zeitpunkt das für die Einzelnen sinnvoll ist.“

Das Blättern in der liebevoll gemachten und reich bebilderten Broschüre ist ein Vergnügen, natürlich vor allem wegen der stimmungsvollen professionellen Fotos von den vielen fröhlichen und konzentrierten Kindern und Jugendlichen, aber auch wegen der Erinnerungs-Hilfen an viele hervorragende Produktionen, denen der „Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor“ Glanzlichter aufgesetzt hat. Herzliche Gratulation!

Helga Rabl-Stadler, Salzburger Festspiele und Carl Philip von Maldeghem, Salzburger Landestheater (Hg.): Zehn Jahre Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor. Salzburg 2018, 82 Seiten - kostenlos erhältlich im Pressebüro der Festspiele
Bilder: Broschüre / LT, Anna-Maria Loffelberger (2) / Festspiele, Silvia Lelli (2)

 

 

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