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Occupy Museum...

MdM / RUPERTINUM / BILDWITZ UND ZEITKRITIK

29/07/16 Das Rupertinum ist innen herausgeputzt, und schon hat einer die eben blütenweiß gestrichenen Wände beschmiert. Das hat er aber dürfen, er wurde dazu sogar eingeladen: der rumänische Karikaturist Dan Perjovschi.

Von Reinhard Kriechbaum

Dan Perjovschi ist ein Spezialist im Umgang mit den Wörtern, die das Wichtigste sind in der für ihn typischen Mischung aus Zeichnung, Cartoon und Graffiti-Kunst. „This here is OCCUPY MUSEUM my version“ steht leitmotivisch unten beim Stiegenaufgang. Keine Mauer ist vor Perjovschy sicher, vom Parterre bis ins Dachgeschoss hinauf hat er sich ausgetobt. Ein Eyecatcher ist die Weltkugel mit einem Halfter, in dem zwei Pistolen stecken. „Trumputin“ steht drunter. Meint der Künstler seine Aufforderung „Like Muslim“ ernst? Ein Pfeil zeigt an, dass viele eher Musli als einen Muslim mögen...

Dan Perjovschi steigt mit Lust ein auf räumliche Situationen: Zu einem roten Notrufknopf im Parterre hat er geschrieben „Trump, don't press the button“, und bei einer Steckdose steht „World power“. Diese Power sieht der Rumäne wohl zurecht im Geld, drum kalauert er „Band Bank Bang“.

Hinter diesen lockeren Interventionen hinkt die Ausstellung „Bildwitz und Zeitkritik“ weit nach. Geht man durch die Räume, dann fragt man sich, wie eine Karikaturausstellung (auch wenn sie historisch ausgerichtet ist) im Jahr nach dem Attentat auf die Charlie Hebdo-Redaktion aussehen kann, darf, soll. Oder muss. Reicht es, prominente Zyklen wie Goyas „Los Proverbos“, Otto Dix' „Der Krieg“, Karl Rössings „Mein Vorurteil gegen diese Zeit“ oder die beiden Serien „A harlot's progress“ oder „A rake's progress“ von William Hogarth aufzuhängen? Man sei stolz, für eine Karikaturausstellung auf Leihgaben gänzlich verzichten zu können, hieß es bei der Pressevorbesichtigung. All die prominenten Dinge habe man sowieso im Haus.

Beim Aufhängen dieser Graphiken hat man es aber auch bewenden lassen und sie bloß nach ein paar Schlagworten sortiert (Torheit & Verführung, Rollenmuster, Irrenhaus Krieg, Vom Alltagswahnsinn in die Sommerfrische und dergleichen). Dass einer wie Honoré Daumier ob seiner Karikaturen des „Birnenkönigs“ Louis-Philippe sechs Monate im Gefängnis saß oder George Grosz wegen „Beleidigung der Reichswehr“ und „Angriff auf die öffentliche Moral“ zu hohen Geldstrafen verurteilt wurde, erfährt man nur auf einem Beipackzettel. Wie war das doch jüngst mit Erdogan und einem deutschen Satiriker? Dass sich im äußerst rudimentär gehaltenen Ausstellungsabschnitt „Religion als Satire“ Kubins „Sieben Todsünden“ schon beinah avantgardistisch ausnehmen, ist nicht nur wenig wagemutig. Ein Thema so zu marginalisieren ist in Zeiten wie diesen schon grob fahrlässig.

Übrigens: Nicht mal der Ausstellungstitel ist ein eigener Einfall. „Bildwitz und Zeitkritik“ hieß eine riesengroße Daumier-Ausstellung 1979 im Künstlerhaus und in der Neuen Galerie Graz.

Bildwitz und Zeitkritik. Satire von Goya bis Grosz. Bis 20. November im Rupertinum – www.museumdermoderne.at
Bilder: Museum der Moderne
Zum Bericht über die Neueröffnung des Rupertinums
Dependance im Auge des Kunst-Taifuns?

 

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