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Die Menschen im Blick

MUSEUM DER MODERNE RUPERTINUM / LEO KANDL

09/12/15 Das Museum der Moderne würdigt Leo Kandl, den diesjährigen Träger des Otto Breicha-Preises für Fotokunst: „Menschen und Orte. Fotografien aus 40 Jahren“ heißt die umfassende Werkschau im Rupertinum.

Leo Kandl, geboren 1944 in Mistelbach, schreibt seit über vierzig Jahren Bildgeschichte. Als stiller und feinsinniger Beobachter sucht er die unterschiedlichsten Orte der Welt auf, um von dort Bilder mitzubringen, die von seinen Begegnungen künden. In Straßen, Bars und Cafés, an Bahnhöfen und in Gaststätten porträtiert Kandl mit seiner Kamera die Gesellschaft und wird so zum Dokumentaristen seiner Umwelt.

Er agiert dabei niemals als Voyeur, sondern stets mit einer hohen Sensibilität für die sozialen Beziehungen innerhalb der Milieus, in denen er sich bewegt.

„Kandls fotografische Einblicke in eine Welt am Rande einer Großstadtgesellschaft und ihrer gestylten Lebensbilder gehören heute zu den Klassikern der österreichischen Fotogeschichte“, sagt Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg.

Mit etwa hundert Exponaten, bestehend aus Sammlungsbeständen des Museums und neuen Arbeiten, hat Margit Zuckriegl, Vorsitzende der Jury zum Otto Breicha-Preis für Fotokunst und Kuratorin der Ausstellung, einen Überblick über Kandls Schaffen seit den 1980er Jahren zusammengestellt.

Die Fotografien der Serie „Weinhaus“ aus den 1980er Jahren erzählen von Menschen am Rande der Gesellschaft und formulieren ein berührendes Zeugnis eines Lebens im Halbdunkel der Weinstuben, Bahnhofsbuffets und Kaschemmen am Wiener Gürtel. In den 1990er Jahren befasste sich Kandl mit der Kultur individueller Kleidung als materialisierte Spur menschlicher Existenz. Seine „Sakko-Fotos“ belegen gleichzeitig Anwesenheit und Abwesenheit des Trägers. Passanten und Zufallsbegegnungen sind wiederkehrende Momente im Werk von Leo Kandl.

Waren es zunächst anonyme Porträts, die er auf der Straße einfing, so führte er in späteren Jahren mittels Annoncen und Kontaktanzeigen bewusst Treffen herbei. Um 2000 begann er mit der Serie „Free Portaits“, die auf umfassenden Vorbereitungen und Verabredungen mit ihm zuvor unbekannten freiwilligen „Modellen“ basiert.

Seit einem Studienaufenthalt 2003 im Iran interessiert sich Kandl für Stadtlandschaften und Peripherien. Es sind die Anonymität der Orte und die „Atmosphäre des Übersehenen“, welche ihn auch zu seinen Bildrecherchen in Moldawien und der Ukraine anregten. Darüber hinaus widmet er sich auch seiner Heimatstadt Wien. Unspektakuläre Straßenzüge, Wohnungsbauten aus den 1970er Jahren, ein Kiosk, eine Trafik – Kandl sieht in ihnen geometrische Bildkompositionen, unwillkürliche Architekturen des Zufalls. (MdM)

Menschen und Orte. Fotografien aus 40 Jahren – bis 28. Februar 2016 im Rupertinum -
www.museumdermoderne.at
Bilder: MdM                                             

 

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