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Wo ist das Einhorn entsprungen?

DOMQUARTIER / DOMMUSEUM

11/06/15 Der Engel auf der Monstranz des Ursulinenklosters (jetzt im Dommuseum) scheint einer zu sein, der sonst gerne bei Juvelieren in die Auslage lugt. Jedenfalls fliegt er auf einen Schmuckstein zu, den man leicht als Teil eines Fingerrings erkennt.

„Second Hand“ ist kein Begriff, der einem so ohne weiteres zu Goldschmiedearbeiten in geistlichen Schatzkammern einfiele. Und doch: Nicht alles ist von vornherein fürs jeweilige Objekt gedacht gewesen. Die Pretiosenmonstranz des Domschatzes beispielsweise trägt ein älteres Schmuckstück: Das vorne mit Brillanten, hinten mit durchscheinenden Emails verzierte Kreuz ist wohl eine italienische oder böhmische Arbeit des 15. Jahrhunderts.

Nicht selten finden sich an barocken Monstranzen solche Schmuckstücke. Die Anhänger, Broschen, Ringe oder Aufnäher fallen durch ihre prächtigen Emails, Edelsteine und Perlen auf. Sie wurden, nachdem sie aus der Mode gekommen oder ihre Besitzerinnen oder Besitzer verstorben waren, den Kirchen gestiftet und in deren Auftrag von Goldschmieden weiter verarbeitet.

Das Porträt der Dorothea Lodron (1589) zeigt die Mutter des Salzburger Erzbischofs Paris Lodron im Alter von 29 Jahren. Sie trägt ein schwarzes Kleid nach der damaligen Mode. Die Säume sind mit über 80 Agraffen besetzt, die in auffälligem Kontrast zum einfarbigen Stoff stehen. Den Hals ziert eine Kette mit einem Anhänger aus Edelsteinen und Perlen. Kleider dieser Art sind selten erhalten, sie wurden aufgetragen oder kamen außer Gebrauch. Die Aufnäher wurden jedoch abgenommen und weitergegeben.

Die beiden Anhänger aus Mattsee führen den ganzen Reichtum solcher Schmuckstücke vor Augen, sowohl hinsichtlich des Materials als auch hinsichtlich der Ausführung: Die weiß-goldene Figur des Cupido (um 1610) steht in einer kleinen, mit Edelsteinen, Perlen und Email geschmückten Architektur. Die bunten Figuren der Geburt Christi (um 1600) sind umgeben von Rahmen und Ranken aus Gold, Email, Perlen, Rubinen und Smaragden. Vermutlich schenkte der Mattseer Pfleger Christoph Pauernfeind beide Anhänger dem Stift im Gedenken an seine Frau Anna Barbara († 1686). Bis 1975 waren sie dort an Reliquien angebracht.

Christoph Pauernfeind war auch der Stifter des Einhorns an der großen Monstranz aus Maria Plain (1733/1735). Der Augsburger Goldschmied Joseph Ignaz Saler (Augsburg getauft 1697, † 1764) lieferte sie nach Salzburg. Georg Anton Riedlehner fügte hier die Edelsteine und Schmuckstücke hinzu, die der Superior der Wallfahrtskirche ihm dazu übergeben hatte. Die Kreuzigungsgruppe aus Email über dem Hostienbehältnis war ein Geschenk des Dompropstes Maximilian Scherffenberg von 1689.

Die Engelsmonstranz aus St. Peter (1705) wurde ebenfalls nachträglich um Schmuckstücke ergänzt. Abt Placidus Mayrhauser kaufte von einer Gräfin Kuenburg in Tamsweg, von dem Salzburger Goldschmied Johann Gottfried Gebisch (gestorben 1718) sowie aus Landshut Ringe und „ein perlgeschmuckh“. Hofgoldschmied Ferdinand Sigmund Amende (1656–1731), der auch den „Mezgerkelch“ für St. Peter schuf, setzte sie ein. Die Ringe sind, anders als sonst, ganz belassen und in der Seitenansicht gut zu erkennen. (Dommuseum/dpk-krie))

Second Hand. Wiederverwendeter Schmuck an barocken Monstranzen. Ausstellung in der Schatzkammer des Dommuseums zu Salzburg (Domquartier) bis 10. August – www.kirchen.net/dommuseum; www.domquartier.at
Bilder: Salzburger Dommuseum / J. Kral

 

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