Zwingend zu guten Gedanken kommen…

HINTERGRUND / DOMQUARTIER / ST. PETER

09/05/14 Ein fester Bestandteil im DomQuartier, das nächsten Samstag eröffnet wird, sind die Kunstsammlungen von St. Peter. Erstmals sind Dinge zu sehen, die über Jahrhunderte den Augen der Öffentlichkeit verborgen geblieben sind. Erzabt Korbinian über das Sammeln und Zeigen.

Im Wort „Kloster“ stecke das lateinische „claudere“, erklärt der Erzabt von St. Peter. „Wir Mönche sind Pilger, auf der Suche nach Gott. Unsere Umgebung soll möglichst frei von Ablenkung sein und auf Gott verweisen. Dazu gehören auch religiöse Kunstwerke.“

Jetzt also plötzlich ein Gesinnungswandel? „Wir öffnen uns mit dem Domquartier, weil wir erstmals die räumlichen Möglichkeiten und starke Partner haben. Außerdem stört es den klösterlichen Betrieb nicht. Das ist die eine, pragmatische Antwort.“ Erzabt Korbinian erinnert aber auch daran, dass es nicht darum gehe, „Kunst nur als Ansammlung beziehungsweise als Wertbestand“ zu sehen. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, mittels der Kunst unsere Botschaft der Geistigkeit zu vermitteln. Wir sind nicht dazu da, Objekte zu kaufen und sie zu sammeln, sondern sie zu erklären und mit Sinn zu erfüllen.“

Die Kunstsammlung von St. Peter zählt, nach Katalognummern jedenfalls, an die 40.000 Stück. Den Wert relativiert Korbinian Birnbacher: Es sei „weniger eine Kunstsammlung im herkömmlichen Sinn, sondern eher eine Ansammlung von Objekten.“ Unter den 40.000 Stücken befänden sich auch kleinste Heiligenbilder sowie viele Alltags- und Gebrauchsgegenstände, ohne großen Wert dahinter. Die meisten der Stücke seien zufällig in den besitz des Klosters gekommen, oft waren es auch Geschenke und eben Gebrauchsgegenstände. „Einige der wertvollen Gegestände – wie etwa ein Ölgemälde von Trevisani, ein chinesisches Porzellanservice oder etliche Uhren bekamen wir von den Domherren, die sich im 18. Jahrhundert gerne Darlehen von uns liehen und diese dann nicht mehr in Form von Geld zurückzahlen konnten.“

Natürlich nennt das Kloster, immerhin das älteste durchgehend besiedelte im deutschen Sprachraum, wertvolle religiöse Gegenstände sein Eigen: „Das Limoges-Pastorale, die Keutzl-Mitra oder den Mezger-Kelch, die zu den Höhepunkten unserer Sammlung zählen“, erläutert der Erzabt. „Erst im 19. Jahrhundert begann man in St. Peter kategorisch zu sammeln. Und zwar Grafiken, mit meist religiösen Motiven oder besonders kunstfertigen Techniken.“

Trotz Klausur und Verborgenheit über Jahrhunderte: Einige Aderlässe hat es im Lauf der geschichte auch in St. Perter gegeben, was die Kunstsammlung betrifft: „Napoleons Truppen und auch die Nazis haben sich sehr wohl bei uns bedient. Außerdem mussten wir unsere größten und schönsten Schätze wie den Ministerialkelch oder das Antiphonar von St. Peter in der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit verkaufen. Sie sind heute in bedeutenden Museen in Wien, München und New York zu sehen. Aber wir haben es auch durch geschicktes Verhandeln geschafft, uns gegenüber den Mächtigen der Zeit zu behaupten.“

Nicht nur Kunst und Musik werden ein Thema sein in der Präsentation innerhalb des DomQuartiers. Einen Aspekt nennt man „St. Peter in Geschichte, Gegenwart und Verfassung“ Erzabt Korbinian erläutert dazu, es sei ihm wichtig zu zeigen, „dass es uns Mönche in St. Peter seit 1.300 Jahren gibt und wir auch heute noch da sind – in einer gewissen Selbstverständlichkeit. Welche Firma kann das heute von sich behaupten? Wir Mönche sind keine mystischen Wesen von gestern, sondern Menschen des 21. Jahrhunderts, unser Kloster ist nicht nur Ort der Ruhe und Besinnung, sondern auch ein Wirtschaftsbetrieb mit zirka 90 Beschäftigten.“

Da räumliche Zusammenwachsen von Residenz, Dom und Erzabtei durch den Museumsrundgang rund um den Domplatz sieht der Erzabt als „einen großen Mehrwert“. Das sei nicht nur ein touristisches Kapital. „Es ist auch für die Salzburger ein großer Gewinn, das erlebbar zu machen, was für Landesfürst und Erzbischof einst Realität war.“ Salzburg sei eine Symphonie von Architektur und Landschaft.  „Eine solche Inszenierung lädt geradezu zwingend zu guten Gedanken ein. Im Barock wurde bewusst so gebaut. Der Rundgang ist ein Zusammenwachsen und Wiederherstellen einer organischen Einheit, die vor 200 Jahren zerstört wurde. Das Öffnen dieser Räume gibt Einblicke und Ausblicke, die einfach wunderbar sind.“ (SLT/dpk)

Das DomQuartier wird in einer Woche, am Samstag, 17. Mai, eröffnet – www.domquartier.at
Bilder: SLT (1); Erzabtei St. Peter/Weidl (2)
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