Blut und Federn, Frau und Mythos

 

MdM MÖNCHSBERG / ANA MENDIETA 

10/04/14 Der Begriff „Performancekunst“ war noch nicht so geläufig, als die gebürtige Kubanerin Ana Mendieta in den USA zur aktionistischen Selbstdarstellung schritt. Die Schau im Museum der Moderne korrespondiert gut mit einer Rückschau auf den Wiener Aktionismus.

Blut, Erde und Wasser, allerlei Naturstoffe: Was Ana Mendieta auf menschliche Körper applizierte, wie sie Menschen in der Natur in Position brachte, das erinnert durchaus an den Wiener Aktionismus, und manchmal könnte man an Hermann Nitsch denken. Ganz falsch, wenn jemand argwöhnte, dass damals der Luftzug der weiten Welt nach Wien wehte: Mit der Arbeit der Wiener Während ihres Studiums bei Hans Breder am Intermedia Program an der School of Art and Art History der University of Iowa, USA, wurde Ana Mendieta unter anderem mit der Arbeit der Wiener Aktionisten vertraut, was einen deutlichen Widerhall in ihrer Arbeit gefunden hat.

Ana Mendieta wurde 1948 in Havanna auf Kuba in eine politisch aktive Familie geboren. Mit nur zwölf Jahren wurde sie von ihren Eltern gemeinsam mit ihrer Schwester in die USA geschickt, um dort unbehelligt von der kubanischen Revolution aufwachsen zu können. 1985, erst 36jährig, kam sie in New York unter tragischen Umständen ums Leben. In ihrer kurzen, aber erfolgreichen künstlerischen Laufbahn entwickelte sie eine einzigartige visuelle Sprache, die durch ihre Intimität fesselt, aber ebenso herausfordernd an uns herantritt. Ihr bahnbrechendes Werk wurde in großen Retrospektiven in den USA und Europa gewürdigt und ist in Sammlungen wichtiger Museen vertreten. „Eine umfassende Ausstellung im deutschsprachigen Raum war längst überfällig“, so Sabine Breitwieser, Direktorin am Museum der Moderne Salzburg. Es ist die erste von ihr verantwortete Schau.

Dialog zwischen der Landschaft und dem weiblichen Körper: Während ihr Werk zahlreiche Berührungspunkte mit den aufkommenden Kunstformen der 1960er- und 1970er-Jahre aufweist – Konzeptkunst, Land Art und Performancekunst –, entzieht sich dieses jedoch einer eindeutigen Zuordnung. „Mit meiner Kunst möchte ich die Unmittelbarkeit von Leben und die Ewigkeit der Natur ausdrücken“, schrieb Ana Mendieta 1981.

Rituale und Metaphern: Ihre körperlosen „Earth-Body“-Skulpturen waren private, meditative Zeremonien in der Natur, die in Form von Diapositiven und Filmen dokumentiert wurden. Daraus entwickelte Mendieta die sogenannten Siluetas (Silhouetten), ihre bekannteste Werkgruppe. Mit den 1980er-Jahren ist der Körper von Ana Mendieta in ihren Kunstwerken verschwunden, und sie beginnt, Werke im Innenraum und für Galerien zu entwickeln. Die Skulpturen und Zeichnungen, die sie als beständige Werke schuf, beschäftigten sich weiterhin mit der Natur.

Rund 150 Arbeiten präsentiert die Salzburger Ausstellung. Zwei der zwölf Räume sind Rekonstruktionen von Originalausstellungen der Künstlerin. Fotografie, Film, Skulptur, Zeichnung: Es braucht viele Medien, um Ana Mandieta gerecht zu werden. Anhand von Kleinbilddias und Fotografien, Notizbüchern und Postkarten kann man Einblick in die Arbeitsweise gewinnen. (MdM/dpk-krie)

Bis 6. Juli im Museum der Moderne Mönchsberg – www.museumdermoderne.at
Die Schau war zuvor in der kooperierenden Hayward Gallery in London zu sehen. Der englichsprachige Katalog ist dort editiert worden, jener zur Schau im MdM ist bei Hatje Cantz erschienen.
Bilder: The Estate of Ana Mendieta Collection, L.L.C. / Courtesy Galerie Lelong, New York and Paris and Alison Jacques Gallery, London